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Samstag

Makrele stellt vor I - 5. Ausgabe

Das Ladenportrait

von Julia
Bilder: Olaf Deharde


PANOPTIKUM

Wir stolpern mitten in eine Renovierung. Diese findet immer Ende Januar statt. Die Figuren werden entstaubt, die Inszenierungen repariert, aufgefrischt und vieles mehr.
Ich persönlich erinnere mich noch gut an das Panoptikum mit seiner alten Eingangssituation. “Die Tauben waren immer das Problem. Meine Frau war täglich damit beschäftigt, die Tauben zu verjagen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Umbau und der neuen Glasfront; denn es ist gelungen, trotz Modernisierung den Stil der 50er zu erhalten.”


1. Herr Dr. Färber, Sie sind eigentlich Internist. Stand für Sie, nach dem Tode Ihrer Frau, die sich ja geradezu einmalig für das Panoptikum und für St. Pauli engagiert hat, die Entscheidung für oder gegen das Panoptikum je auf der Kippe? Nein eigentlich nie. Ärzte gibt es viele. Das Panoptikum ist einmalig. Dank meiner Tochter und meiner Nichte werde ich hier auch gut eingeführt. Allerdings nehme ich tatsächlich derzeit eher die Rolle eines Auszubildenden ein.

2. Das Panoptikum kann bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits im Jahr 2004 konnten Sie das 125. Jubiläum feiern. Und immer befand es sich in den Händen Ihrer Familie. Wie sieht für Sie ein persönlicher Rückblick aus?
Mein Urgroßvater hat das Verfahren zur Erstellung von Wachsfiguren in Berlin gelernt. In Hamburg gab es das noch nicht. Nach der Heirat mit der Tochter eines Schießbudenbesitzers vom Spielbudenplatz gab es dann ausreichend Kapital, um hier das erste Panoptikum zu eröffnen. Da sieht man mal wie viel Geld man mit Schießbuden verdienen konnte. (lacht)
3. Gab es in der Geschichte auch Schwierigkeiten? Als in den 20er Jahren die Kinofilme aufkamen, wurde es für die Wachsfigurenkabinette schwierig. Der Film war aktueller und hatte die Informations-Aufgabe über das Aussehen der Personen der Öffentlichkeit übernommen. Doch die Krise war zeitnah überwunden. Schon weil sich die Faszination, auch der künstlerischen Seite der Wachsfiguren, behaupten konnte. Mit dem Engagement meiner Frau hat das Hamburger Panoptikum eine neue Blüte erfahren. Sie hat sich vermehrt um die Aktualität und um die Einbindung der Figuren in Gesamtinszenierungen bemüht.
4. Herr Dr. Färber. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Panoptikums? Daß wir unsere Qualität halten und möglichst aktuell bleiben können, denn im Vergleich zu der Zeit meines Urgroßvaters (damals wenige Wochen) brauchen wir heute 2-3 Monate für die Erstellung einer Figur. Diese Zeit läßt sich schwer verkürzen. Eine Figur kostet zwischen 10.000,- und 15.000,- und ist damit stets eine echte Investition. Dennoch kommen wir gänzlich ohne staatliche Zuschüsse aus. Schön wäre es, wenn die anderen Museumshäuser Hamburgs uns stärker wahrnehmen und integrieren würden. Aber das ist vielleicht nur ein frommer Wunsch.

5. Und nun zu unserer obligatorischen Frage: Wie sieht St. Pauli in 10 Jahren aus, wie wären Ihre persönlichen Visionen? St. Pauli hat sich bereits gemessen an den 80er Jahren sehr positiv entwickelt. Faszinierend ist, wie stark die St. Paulianer mit diesem Stadtteil verwurzelt sind. St. Pauli ist für alle da. Mir liegt zum Beispiel das Cafee mit Herz sehr am Herzen. Wenn Sie da mal in die Schlange blicken, sehen Sie Menschen, die Sie auch überall auf der Straße treffen und damit den sozialen Spiegel. Für die Zeit in 10 Jahren sollte das kulturelle Angebot St. Paulis mannigfaltiger sein. Schön wäre es zum Beispiel, wenn das St. Pauli-Museum einen adäquaten Platz bekäme. Auf jeden Fall gehört zu St. Pauli die Vielfalt. Rotlicht gehört definitiv dazu. Die Schickeria ist dagegen eher eine Gefahr für das Bunte. Es muss entsprechend bezahlbaren Wohnraum und Schulen geben.

Lieber Herr Dr. Färber. Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

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