von Julia
Nun haben wir es also.
Keiner kann behaupten, er wäre davon überrascht worden. Das sogenannte Nichtraucherschutzgesetz hat bereits vor Jahren aus der Ferne gewunken. Im letzten Jahr stand es in der Tür und stellte sich vor. Nun sitzt es in unseren Wohnzimmern und vermiest uns die Abende.
Tut es das?
Wie immer im Leben werden die Antworten höchst individuell ausfallen.
Rauchen ist nicht wirklich eine prima Leiden- Schaft. Weder gesundheitsfördernd noch wohlriechend – was allerdings immer erst am nächsten Morgen aus und über die Kleidung wahrgenommen wird.
Und dennoch finde ich Rauchen oftmals auch sexy.
Zudem fröne ich einigen Leidenschaften, die nicht gesund sind: ich wohne in einer Großstadt, trinke auch mal gern mal was, sitze viel zu viel rum, bin von Feinstaub umgeben und was mir nicht alles noch einfallen will.
Rauchen ist eben auch kommunikativ: “Haste mal?” .. “Kann ich mal?”…”Kannste mal?”
Was wird aus den Flirtschülern, wenn sie nicht mehr nach Feuer bitten können? Ist die Kommunikationsfreudigkeit vielleicht der Grund warum in den Raucherbereichen die bessere Stimmung herrscht?
(Wahrscheinlich hätte ich ohne die bekannten Raucherbedürfnisse 90% weniger Kontakt zu meinen Mitmenschen – ja die Großstadt kann auch einsam machen).
Gilt für den Raucher der Begriff Genussmensch oder hat der gemeine Raucher sich mit seiner erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit abgefunden und somit ist eben jeder Raucherraum von der Stimmung “Tanz auf dem Vulkan” beherrscht?
Im Nichtraucherbereich kämpfen nunmehr DJs und Barleute gegen eine latente und schweigende Depression. Nein: so ganz stimmt das natürlich nicht, aber ein bißchen Polemik sei mir als Angehörige der kriminellen Randgruppe erlaubt.
Auch als Raucherin begrüße ich inständig Nichtraucherrestaurants, Cafés wie auch sämtliche Tagesgastronomien, in denen Familien mit Kindern verkehren. Auch Bahn, Busse, Flugzeuge und sämtliche Warteräume dürfen sehr gerne rauchfrei sein.
Aber mal ehrlich, die Gleichschaltungskeule über das gesamte Nachtleben zu erstrecken, erschließt sich mir nicht ganz.
Nachtleben ist per se nicht gesund (ich weiß, wovon ich rede). Auch lassen sich die Läden und Vergnügungsangebote nicht alle gleich behandeln. “Blauer Peter IV” und “Der Clochard” rauchfrei? Und bitte lasst mich mit euren Statistiken in Ruhe “In England und in Italien klappt das prima”. In Deutschland eben nicht, wie die ersten Zahlen aus anderen Bundesländern beweisen. Die Existenznot der Eckkneipen ist eklatant.
Die inhabergeführte Einraum-Eckkneipe ist eine deutsche Spezialität. Hier findet Nachbarschaft statt, hier sind die Stammgäste zu 90% Raucher, der Wirt steht selbst hinter dem Tresen. Wer möchte denn hier geschützt werden und vor wem? Sind Nichtraucher gezwungen, ihre Gesundheit in “Karins Eck” aufs Spiel zu setzen? Oder darf man den rauchenden und selbstbestimmten Mitmenschen die ein oder andere Nische gönnen, in die sie sich zurückziehen dürfen? Sonst sitzen alle Zuhause und qualmen ihre minderjährigen Kinder voll.
Also bitte: mehr Toleranz, etwas weniger Hexenjagd.
Den Aufruf aus der Politik “Nichtraucher mögen doch bitte die mangelnde Besetzung beim Ordnungsdienst für die Kontrollen aktiv ausgleichen, indem sie Verstöße entsprechend anzeigen”, buche ich mal unter dem Begriff “Scherz” ab.
Oder möchten unsere politischen Vertreter tatsächlich, daß Denunziation wieder chic wird? Deutschland ist in diesem Umgang natürlich sehr erfahren und talentiert, aber ich dachte eigentlich, das hätten wir überwunden.
Meinetwegen zieht das Rauchverbot unter Aussparung der Eckkneipen ansonsten durch. Obwohl ich sagen muss, daß mir die nunmehr durchdringenden Körpergerüche in den Musikbars, Clubs und Diskotheken echt übel aufstoßen. Mittlerweile gibt es unfreiwillige Momente, die ich mit ungeduschten Mitbürgern am Tresen verbringe und in denen ich mir den blauen Dunst zurückwünsche.
Aber irgendetwas ist ja immer...
Oder möchten unsere politischen Vertreter tatsächlich, daß Denunziation wieder chic wird? Deutschland ist in diesem Umgang natürlich sehr erfahren und talentiert, aber ich dachte eigentlich, das hätten wir überwunden.
Meinetwegen zieht das Rauchverbot unter Aussparung der Eckkneipen ansonsten durch. Obwohl ich sagen muss, daß mir die nunmehr durchdringenden Körpergerüche in den Musikbars, Clubs und Diskotheken echt übel aufstoßen. Mittlerweile gibt es unfreiwillige Momente, die ich mit ungeduschten Mitbürgern am Tresen verbringe und in denen ich mir den blauen Dunst zurückwünsche.
Aber irgendetwas ist ja immer...
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