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Donnerstag

Makrele guckt VI - 3. Ausgabe


Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen
von Günther W. Feigl
Die Hamburger Kunsthalle zeigt bedeutende Werke des Künstlers und seinen Einfluss auf folgende Künstlergenerationen.

Der 150. Geburtstag von Max Klinger (1857-1920) im Jahr 2007 ist der Hamburger Kunsthalle und dem Museum der bildenden Künste Leipzig ein willkommener Anlass, die vielfältigen Wirkungen des Künstlers in der europäischen Kunst um 1900 und in den folgenden Dekaden in einer gemeinsam konzipierten Ausstellung zu untersuchen. Erstmals thematisiert die große Jubiläumsausstellung "Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen" Klingers inspirierende Rolle und belegt seinen Einfluss auf zahlreiche bedeutende Künstler des Symbolismus und Surrealismus, des Naturalismus und des Jugendstils. Auf über 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt die Hamburger Kunsthalle mehr als 200 Werke, darunter rund 60 Gemälde und 12 Skulpturen.

Eine Freundschaft: Max Klinger und die Hamburger Kunsthalle.
Neben zahlreichen Werken aus Leipzig wird die Schau in der Hamburger Kunsthalle durch den umfangreichen eigenen Bestand ergänzt, für den der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, den Grundstein legte. Unbeirrt von Kritik an Klinger setzte sich Lichtwark immer wieder für dessen Werk ein und wurde so nicht nur zu einem seiner wichtigsten Förderer, sondern auch zu einem engen Freund des Künstlers. Wiederholt lud er ihn nach Hamburg ein. Sein Ziel war es, Klingers Werk in einem eigenen Raum umfassend zu präsentieren: „Wenn wir einen Saal in der Kunsthalle übrig hätten, würde ich vorschlagen, ihn Klinger zu geben, für eine Wanddecoration, in der sich Bilder und Statuen von ihm einfügen.“ Lichtwark schätzte Klinger für seine Modernität und seine “originelle Phantastik“.

Für ihn lag die Bedeutung des Leipziger Künstlers vor allem in seiner herausragenden Stellung als deutscher “peintre-graveur“, der der Graphik in Deutschland zu einer neuen Blüte verholfen und dadurch auch das Sammlerinteresse erweckt hatte. In den 28 Jahren seiner Amtszeit erwarb Lichtwark insgesamt 235 graphische Blätter, darunter zahlreiche berühmte Radierfolgen, wie „Eva und die Zukunft“ und „Paraphrasen über den Fund eines Handschuhs“. 1902 gelang es ihm, sieben der Wandbilder anzukaufen, die Klinger 1883/84 für die Villa des Berliner Kammergerichtsreferendar Julius Albers angefertigt hatte. Dieser Ankauf ermöglicht heute eine kleine Sensation:
Neben den herausragendsten Graphiken präsentiert die Hamburger Schau erstmals eine Rekonstruktion des Klinger-Raumes aus der Villa Albers.

Eine Liebe. Max Klinger…
Hauptwerke Klingers wie die „Blaue Stunde“, die „Kassandra-Büste“, Radierzyklen wie „Eine Liebe“ oder „Eva und die Zukunft“ bilden den Auftakt der Ausstellung. Klingers naturalistische und symbolistische Impulse, vor allem aber sein Einfluss auf die Künstler des Surrealismus sind bis heute nur wenig bekannt. „Das […] kaum Geahnte“, die „dunkle Seite des Lebens“, wie Klinger in seiner theoretischen Schrift „Malerei und Zeichnung“ (1891) schrieb, wollte der Künstler in seinen Graphiken zum Ausdruck bringen und wurde so zum Vorreiter des Surrealismus. Giorgio de Chirico bezeichnete Klinger als den „modernen Künstler schlechthin“: „Das Bild ist Traum und zugleich Realität“ schrieb er über Klingers Radierung „Accorde“. Auch für Max Ernst waren Klingers Radierungen von großer Wirkung. In seinen Collageromanen wie „Une semaine de bonté“ greift Ernst die Bildmotive des 19. Jahrhunderts auf, darunter Klingers unerschöpfliche Bilderwelten von Alpträumen und Traumwesen.
… und die Folgen
Diese bedeutende Wirkung Klingers verbildlicht der zweite Schwerpunkt der Ausstellung mit Gemälden und Graphiken von Max Beckmann, Giorgio de Chirico, Max Ernst, Paul Klee, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Edvard Munch u. a. Sechs Kapitel veranschaulichen Klingers Bildthemen und illustrieren, in welcher Weise die einzelnen Künstler in ihren Werken auf ihn Bezug nehmen. Die Resonanz reicht hierbei vom nahen Zitat bis zur Weiterverarbeitung konzeptueller Bildstrategien.

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