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Freitag

Makrele erzählt - Herbstkind - 2.Ausgabe


von Magdalena

Sofie traf ich im Bus. Sie war ein kleines, aufgewecktes Mädchen von vielleicht acht
Jahren. Ich kenne Sofie nicht, wir sitzen nur zur selben Zeit im selben Geschehen und
amüsieren uns. Denn genau wie ich, scheint sie das gleiche Busfahrhobby zu haben. Wir
beobachten die Menschen um uns herum. Und Sofie stellte Fragen und ihre Mutter antwortete brav, wie es sich gehört. Was zu weiterem Amüsement meinerseits führte. Am Bahnhof stiegen sie ein, diese zwei Damen, mittleren Alters. Und als sie wieder ausstiegen
schaute Sofie ihre Mutter an. "Mama, was ist Herbstdepression?!" Ihre Mutter sah sich um und ich grinste. Wie soll sie bloß aus der Nummer heraus kommen? Eine weitere ältere Dame mit Ehemann schaute ebenfalls zu Sofie herüber und stieß ihren Gatten an. "Das Wort heißt Depression und das ist, wenn man traurig ist und die Traurigkeit nicht gleich wieder weg geht!" "Ja und wieso geht die nicht weg, die Depression? Und wieso ist das eine Herbstdepression? Mama ist das ansteckend, wie Grippe?" Ich grinste und merkte das Sofie die Sache ernst schien. Ihre Mutter holte aus ihrer Tasche einen Bonbon und gab ihn Sofie.
"Und wieso sind sie so lange traurig, Mama?" "Weil es jetzt nicht mehr so warm ist und es
viel schneller dunkel wird. Die meisten Menschen stehen früh zur Arbeit auf, dann ist es noch dunkel und wenn sie abends nach Hause fahren, ist es ja gleich schon wieder dunkel.
Das heißt also, wenn sie Herbstdepressionen haben, vermissen sie ganz einfach die Sonne. Weil sie die Sonne im Herbst und Winter nicht sehr häufig zu sehen kriegen..."
...Unerwartet schaltet sich die Dame neben ihren Gatten vom Nachbarsitz ein. "Es ist alles grau in grau und Hamburch versinkt wieder in Dauerregen, is' ja typisch nech?"
Ich weiß nicht von wem die Dame eine Antwort erwartet hatte, aber als Sofie den Mund auf
machte, kam ein "Oh, sie haben sie auch, die Herbstdepression?" raus. Ein "Das ist ja unerhört!" kam noch von drüben und Sofies Mutter und ich grinsten uns an. "Warum nehmen die dann keine bunten Blätter mit in die Arbeit oder machen mit ihren Kindern Kastanientiere, so wie wir. Außerdem kann man Kürbismonster machen und endlich wieder Kekse backen.
So wie wir, mit ganz vielen Kerzen an!" Sofie nickte selbstzufrieden. "Und außerdem mag ich es, wenn es draußen kalt ist, daß wir viel mehr kuscheln!" Nun stieß der Ehemann seine Gattin grinsend an und ich stieg mit Kindheitserinnerungen an Kastanientiere und bunten Herbstblättern aus.

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