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Samstag

Makrele rockt - 7. Ausgabe


Das DJ-/Musikerportrait

Große Band, kleine Clubs – Erik von Kettcar über ihre aktuelle Tour und St. Pauli

von Sönke
Bilder: Carolin Urban


„Du bist ja totaler Fan… Vorhin hast Du schon fallen lassen, daß Du beim GHvC Festival warst und bei beiden Hamburg- Shows der letzten Tour auch?“
Erik Langer, Gitarrist der Hamburger Band Kettcar, hat sich trotz anstehender Tourproben Zeit für ein Gespräch mit der Makrele genommen.

Und Recht hat er auch noch.

Ja, seine Band bedeutet mir etwas, haben doch ihre beiden ersten Alben mir in mehr oder weniger schwierigen Lebensabschnitten eine verständnisvolle Hand auf die Schulter gelegt und mich begleitet wie ein guter Freund.


SYLT - seit 18.04. im Handel

Das neue Album heißt „Sylt“ und ist seit 18.04. im Handel – doch wir wollen heute nicht über Musik sprechen, sondern über den ungewöhnlichen Ansatz der Band, in ihrer Heimatstadt acht Konzerte in Folge in kleinen bis mittelgroßen Clubs zu spielen.

Warum dieser Aufwand? Warum nicht einfach die Sporthalle oder die Colorline Arena?
Erik lächelt: „Die CoLinA würden wir gar nicht voll kriegen, und in Kleinstläden zu spielen ist auch schwierig, weil sie so schnell ausverkauft sind. Grundsätzlich machen wir aber ohnehin gerne ungewöhnliche Dinge, wie auf dem Vordach vom Schauspielhaus oder einem Schiff zu spielen. Bei der letzten Tour haben wir zweimal die Freiheit und dann das Grünspan ausverkauft.


Alle Konzerte ausverkauft

Zunächst hatten wir überlegt, genau das zu wiederholen. Einfach weil’s toll war. Stattdessen
haben wir uns für eine kleine Tour durch unsere Stadt entschieden und zunächst fünf Konzerte gebucht. Die alle voll zu bekommen, trauten wir uns durchaus zu. Schließlich kamen noch das Schmidts, die Fabrik und die Markthalle dazu. In der Freiheit, so gerne wir da gespielt hätten, war leider kein Platz.“
Kaum noch Platz fand man in der Vergangenheit auch unter all den Bietern auf ebay, die im Vorverkauf leer ausgegangen waren und nun ihre Tickets zu Wucherpreisen im Internet erstanden.

„Das war auch dieses Mal so“ nickt Erik „Wir haben dem entgegengewirkt, indem wir selbst Karten online gestellt und den Käufern einfach zum regulären Preis gegeben haben. Zweitens buchten wir eben immer weiter Konzerte dazu, um jedem, der uns sehen will, diese Möglichkeit auch zu geben.“
Richtig beobachtet – Kettcar fühlen sich ihren Fans sehr nah; so verwundert es wenig, daß ihnen die Einflussnahme auf die Konzertpreise ausgesprochen wichtig ist: „Auch wenn wir in großen Läden mit hohen Produktionskosten spielen, achten wir immer darauf am unteren Limit zu bleiben.“

Wer einmal ein Konzert der fünf Hamburger besucht hat, kennt das merkwürdige Gefühl, sich mit fremden Menschen singend in den Armen zu liegen, sich verstanden zu fühlen, als Teil von etwas Größerem.

Erik Langer, Reimer Bustorff, Frank Tirado Rosales sowie den Brüdern Lars und Marcus Wiebusch geht es im Leben außerhalb von Studio und Bühne nicht unähnlich – sie fühlen sich als Teil von Hamburg.



Hamburg ist St. Pauli

Erik spricht der Makrele aus dem Herzen:
„Hamburg ist für mich St. Pauli und andersherum!“ Natürlich bewege er sich auch in anderen Stadtteilen und wohne in Altona, sei aber grundsätzlich eher nach St. Pauli orientiert, wo zwei seiner Bandkollegen sogar leben. Auf die Frage nach seiner Beziehung zu unserem Stadtteil kommt er regelrecht ins Schwärmen: „St. Pauli ist aus unserer Sicht einer der schönsten Orte zum Leben. Ich wüsste auch gar nicht wo ich sonst hin sollte, wo ich gerne wäre… das ist einfach eine lange gewachsene Bindung.“

Seine Augen funkeln hinter den Brillengläsern, als er vom Radfahren durch den alten Elbtunnel, dem unverwechselbaren Blick über den Hafen, oder das Heiligengeistfeld bis zum Bunker erzählt und ergänzt, dieser Stadtteil habe aus seiner Sicht eben ganz eigene Freiräume.


St. Pauli ist wie ein Dorf

Und ein Dorf ist er außerdem: „Ich habe auf Pauli ganz viele Freunde, mein gesamtes soziales
Umfeld ist hier auf sehr kleinem Raum versammelt; wenn ich zum Supermarkt gehe, treffe ich in der Regel schon jemanden.
Und wenn ich abends jemanden treffen will, weiß ich wo ich hingehen muss.“
Zum Beispiel ins Übel und Gefährlich im Medienbunker, oder in „schräge und
schäbige“ Läden wie das Lehmitz, in welches Erik auch gerne Freunde entführt,
die unsere Hansestadt zum ersten Mal besuchen. „Das Clochard ist zwar eigentlich eine Nummer zu hart für mich, aber die Terrasse ist super.“ lacht er, und erzählt kleine Anekdoten aus dem Nachtleben zwischen Clubkonzerten und Bierkonsum mit Gitarrenmusik-Beschallung.

Was ihm persönlich denn lieber sei, frage ich abschließend – die große Halle oder der kleine Club?
„Mir kommt es immer auf die Band an, da ist der Laden schon fast unwichtig. Bei unseren eigenen Konzerten möchten wir nur, daß der Funke überspringt – das ist in kleinen Locations vielleicht einfacher, weil man entspannter auf die Bühne geht.“

Entspannt trennen auch wir uns nach einem wirklich angenehmen Gespräch.

Auf meinem Heimweg läuft auf den Kopfhörern erstmals das neue Kettcar Album „Sylt“, ich stehe in der Bahn und meine Augen unter Wasser. So ist das also, wenn Funken überspringen.

Aber wir wollten ja nicht über Musik reden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

I agree with you about these. Well someday Ill create a blog to compete you! lolz.