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Samstag

Hurricane - 7. Ausgabe


Hurricane – Ich packe meinen Koffer

von Sönke


„Das Line-Up nächstes Jahr ist ja so geil!“
Malte klingt überzeugt, ich hingegen unterstelle dem Satz inhaltliche Schwächen:
„Das Line-Up steht doch noch gar nicht!“
„Ist trotzdem geil...“
Ich starre meine schlammverkrusteten Schuhe auf Gaspedal und Kupplung an. Die kann ich eigentlich wegwerfen. Neue Fingernägel wären auch schön. Und eine Woche Urlaub.
Maja liegt zusammengerollt auf dem Rücksitz.
Vielleicht hätten die Holländer aus dem Nachbarzelt sie informieren sollen, daß das keine gewöhnlichen Kekse waren. Sie hatte wirklich sehr großen Hunger...
Das Hurricane Festival 2007 ist vorbei, und wir sind am Ende.
Trotzdem gelten die ersten Gedanken bereits der optimalen Planung fürs nächste Mal.
Selbst 15 Jahre Festivalerfahrung lassen Optimierungsmaßnahmen zu. Es geht immer noch trockener, satter, bequemer, schneller und praktischer.
Ende Februar 2008 erreicht mich die erste Mail von Maja:
„Da liegt sie nun vor mir: Meine Hurricane- Karte. Druckfrisch, knitterfrei und unbekotzt – wie sieht es mit euch aus?“ Gruppenzwang, billig getarnt als unverfängliche Frage.
Selbstverständlich beteuere ich bereits seit sieben Jahren, mich langsam zu alt für derartige Gewaltmärsche zu fühlen, liebäugele mit bequemen Gästezimmern oder gemeinschaftlichen
Wohnmobilen... aber auch ich bin nur ein Festival-Lemming.


Der Camping-Check

Zwei Monate später haben wir zwar noch keine Tickets, aber einen Plan: Das Wochenende wird im Zeichen des Camping-Checks stehen!
Die vergangenen Jahre hat sich der Transport von Zeltmaterial und Bier-Vorräten per Sackkarre als unpraktikabel herausgestellt und mein Neffe verweigert allen Drohungen und Bestechungsversuchen zum Trotz die Herausgabe seines Bollerwagens. Meine Schwester präsentiert eine Lösung, die mich nur unzureichend beruhigt: Zwei Sackkarren!
Da ich die Reinigung meiner Festivalschuhe offenbar vergessen habe, landen sie mit ein paar Monaten Verspätung tatsächlich in der Tonne; Alternativen sind: Turnschuhe (bequem, aber nicht wasserresistent), Gummistiefel (absolut wasserdicht, leider aber Garanten für Fußgeruch) und die Outdoor- Stiefel (praktisch aber uncool).
Ich schließe mich der Allgemeinheit an und fette schon mal die alten Doc Martens ein. Maja lässt ausrichten, ihr Zelt sei im Keller vergammelt, ob sie sich einen Schlafplatz bei uns erschnorren könne. Mein stirnrunzelnder Blick gilt dem Komposthaufen im Garten – ich habe gelesen, daß es dem Kompostierungsprozess förderlich ist, wenn man die Dinger zudeckt, und bezweifele gerade, daß mein Oberzelt eine gute Wahl war.
Malte funkt per Handy: „Aldi hat Zelte. Soll ich dir eines mitbringen?“
Nein, er kann keine Gedanken lesen – es ist einfach nicht unser erstes gemeinsames Festival.
Majas spitzer Schrei aus dem Keller verheißt nichts Gutes; und richtig: In der Transporttasche des Pavillons nistet eine Rattensippe. Sie landet samt Inhalt auf dem wachsenden Haufen ausrangierter Camping-Utensilien... natürlich ohne Nager.
Der traurige Anblick des Regenschutzes erinnert mich an einen Tag vor einer Open- Air-Bühne während eines Wolkenbruchs: Ich hatte mir gedankenverloren die wassergefüllte Kapuze meines Ponchos übergestülpt und war somit deutlich nasser als alle anderen Konzertgänger zusammen.
Wo ist das Ding eigentlich?Während ich bis zur Hüfte grabend im Kleiderschrank verschwinde, stellt Maja eine Versorgungsliste zusammen: Bier, Toast, Gummibärchen, Bier, Obst, Wasser, Grillwürstchen, Bier, Sprühsahne.
Sprühsahne???
„Ja, ich frühstücke das Zeug manchmal ganz gern...“
Schon klar – und ich will euch manchmal alle nicht kennen!


Sanitäre Anlagen

Meine Liste ist praktischer veranlagt: Multifunktionswerkzeug, Gewebeband, Pflaster, Zahnputzzeug, Ohrenstöpsel, Sonnencreme, Schmerztabletten, Einweggrill (einen neuen kaufen hat schon in der Vergangenheit nicht geklappt), und vor allem: Camping-Stühle.
Rot unterstrichen! Diese praktischen Dinger mit ihren Flaschenhaltern sind Lebensretter. Toilettenpapier übrigens auch.
Malte sieht das anders: „Ich kaufe mir eine Familienpackung Kohletabletten – auf Dixies
wird mir schlecht!“ Ich gebe zu bedenken, schon wüstere Schlachtfelder gesehen zu haben als sanitäre Anlagen auf Festivals und daß ich seine Idee für gesundheitlich bedenklich halte; er jedoch ist schon einen Schritt weiter und schwingt triumphierend die Bandliste vor meinen Augen: „Ich habe doch gesagt, das Line-Up wird geil!!!“
Wir entwickeln einen regelrechten Schlachtplan:
wann müssen wir von der Zelt- zur Hauptbühne aufbrechen, um Band XY zu sehen, wo treffen wir uns im Notfall?
Wir bemühen den alten Klassiker: rechts vom Mischer-Turm. Klingt abwegig, funktioniert aber auch auf überfülltem Feld fantastisch.
Die Liste wächst proportional zu unserer Aufregung, wir können uns zufrieden in unserer Festival-Nahkampferfahrung zuruücklehnen und freunden uns im Geiste mit Frühstücksbier, Zwangs-Insomnie und müden Knochen an.

Mitte April dann eine weitere Mail von Maja:
„Und? Habt ihr euch jetzt endlich mal um eure Tickets gekümmert?“
Richtig. Da war doch was.

Euch Lesern geht es ähnlich?
Alles ist geplant, die Endorphine tanzen Samba, aber ihr habt noch keine Karten für das bestbesetzte Festival Norddeutschlands?
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gewinnen@makrele.org
Euren ultimativen Tipp für die Festivalplanung und gewinnt zwei Tickets für das Hurricane.
Stichwort „Wirbelsturm“.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Viel Glück!

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