In Würde sterben
von: Patrick
Bilder: Carolin Urban
Inspiriert von unserem „schimpft“-Artikel „wer später stirbt, muss draufzahlen“ in Ausgabe N.5 wollte ich das Hospiz Leuchtfeuer (Simon-Utrecht-Str. Nr. 4d) kennenlernen.
Leuchtfeuer genießt einen ausgezeichneten Ruf, ist auch über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt und wird nicht ohne Grund, von vielen Prominenten und namhaften Firmen unterstützt.
Am 7.3.2008, 13 Uhr wurden wir Makrelen von Josef Reppenhorst herzlichst empfangen. Wir kamen in ein sehr warmes und geschmackvoll eingerichtetes Haus.
Hier finden Menschen einen Ort, an den sie sich zurückziehen können, um in Würde und Ruhe zu sterben.
Josef Reppenhorst ist 38 Jahre jung, unverheiratet, ledig und hat keine Kinder. Im Münsterland (Westfalen) geboren, lebt der studierte Wirtschaftsprüfer seit 1993 in Hamburg.
"Lieber Josef, was machst Du jetzt beruflich?"
Ich hörte 1993 erstmals von Leuchtfeuer und war sofort davon überzeugt. Damals war es noch ein reines Netzwerk für Menschen mit HIV. Ende 1994 begann ich ehrenamtlich im ersten Leuchtfeuer-Büro in St. Georg. Heute bin ich für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising (Finanzierung aus Spenden und Benefizveranstaltungen) zuständig. Diese Arbeit liegt mir sehr am Herzen und ich mache sie mit Leidenschaft. Ich fühle mich mit den Inhalten verbunden.
Josef gab uns im weiteren Verlauf unseres Gespräches folgende Hintergrundinformationen zu Leuchtfeuer:
– Im Hospiz arbeiten im Schnitt zwölf bis dreizehn Vollzeit-Mitarbeiter, darunter ein Koch, eine Hauswirtschafterin und eine Sozialpädagogin.
– Die tragende und stützende Säule sind jedoch die über sechzig ehrenamtlichen Mitarbeiter, welche in allen Bereichen der Einrichtung vor allem aber als Begleiter tätig sind.
– Die Begleiter arbeiten nach einem "Buddy-System". Sie pflegen die freundschaftliche Beziehung zu den Bewohner, lesen ihnen vor, gehen mit ihnen spazieren, trinken mit ihnen Kaffee etc..
– Begleiter kann jeder werden. Hierzu ist eine spezielle Ausbildung notwendig
– Eine wichtige Philosophie aller Mitarbeiter bei Leuchtfeuer lautet: "nicht die Arbeit für die wirtschaftliche Notwendigkeit ist wichtig, sondern die Tätigkeit an sich". Die Gemeinschaft untereinander und mit den Bewohner steht für alle im Vordergrund.
– Das Hauptanliegen des Hospizes ist es, sterbenden Menschen einen geschützten Ort für diese schwere Phase zu geben. Im Vordergrund stehen dabei nicht medizinische Aspekte, sondern menschliche. Es werden hier, abgesehen von der Schmerztherapie, die so erfolgreich ist, daß im Schnitt rund 90% aller Schmerzen gelindert werden können, keine weiteren Therapien angeboten.
– Feste Besuchszeiten gibt es nicht, es wird lediglich um Anmeldung gebeten. Die Bewohner sollen entscheiden können, wen sie wann empfangen möchten.
– Neben dem LEUCHTFEUER mit seinen 11 Zimmern gibt es mittlerweile 4 Einrichtungen dieser Art in Hamburg. Hamburg ist Vorreiter auf diesem Gebiet, ein Erfolg der dem bürgerlichen Engagement, durch Förderer, Spender und Ehrenamtliche zu verdanken ist.
– Hervorzuheben ist die eigene, spendenfinanzierte Küche und die Möglichkeit für die Bewohner eigene Möbel und sogar Tiere mitzubringen; auch Angehörige können mit einziehen.
– Die Bewohner kommen entweder zuvor aus einem Krankenhaus oder lassen sich selbst einweisen.
– Die HIV-Infektionen steigen zwar weiterhin kontinuierlich an, doch die Sterberate der AIDS-Kranken sinkt.
– Im Hospiz beträgt der Anteil an HIVInfizierten, beziehungsweise AIDS-Kranken, derzeit unter 10%. Krebskranke machen einen Anteil von rund 90% aus.
Nach dem Gespräch mit Josef, und am Ende eines gemeinsamen Rundganges, kommen wir in die Empfangshalle. Über einem Tisch brennt eine Kerze an der Wand, darunter eine Vase mit bezaubernden Rosen sowie ein Buch und eine Wachs-Tafel, in die ein Vorname geritzt ist. Josef erklärt uns die Bedeutung der einzelnen Gegenstände wie folgt: Für jeden Verstorbenen wird eine neue Kerze angezündet und sein Name auf die Tafel geschrieben.
Die Kerze brennt seit 13 Uhr, dem Zeitpunkt unserer Ankunft...
Ich bekomme eine Gänsehaut.
Das harmonische Zusammenspiel der helfenden Hände, die an diesem Ort den Weg der Bewohner würdevoll begleiten ist geradezu körperlich spürbar. Diese Menschen haben den wahren Gedanken des Artikel 1 unserer Verfassung verinnerlicht; die Achtung der Menschenwürde.
Das Engagement der Mitarbeiter ist Grund dafür, daß dieses Hospiz so gut und erfolgreich funktioniert.
Hier zeigt sich, daß man die Aufgabe der Pflege der Menschen und die Achtung ihrer
Würde nicht allein dem Staat überlassen sollte. Vielmehr ist es wichtig, daß jeder Mensch, egal ob gesund oder nicht, jung oder alt, dem beschriebenen Beispiel der Mitarbeiter des Hospizes folgt. So kann die Achtung der Menschenwürde erlebt und gelebt werden.
Behandle die Menschen so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.
Das Leuchtfeuer ist ein wunderbares Beispiel für diesen Gedanken.
Präsentationen unserer Partner
Mittwoch
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen