Präsentationen unserer Partner
Mittwoch
Makrele kocht - 6. Ausgabe
Essen mit: Thorsten Birk (Propagandaleiter, Die Partei)
von Olaf
Bilder: Olaf Deharde
Gericht: präsentiert wird mir heute ein knallhart kalkuliertes 3-Gänge-Menü der internationalen Arbeiterklasse. Bremer Pilse, Berliner Buletten mit holländischem Stampott und zum Nachtisch ein schön „Armer Ritter“.
Zutaten: 500 g Hack (halb und halb), 1 Ei, 1 altes Brötchen eingeweicht in Milch, Salz, Pfeffer, scharfes tunesisches Paprikapulver, Thymian. Für das Stampott benötigen wir ein paar alte gekochte Kartoffeln, Salatherzen, Walnüsse, Speck, Zwiebeln, Senf, Essig und Öl. Das Dessert besteht aus den Resten des alten Milchbrötchens, Grafschafter Sirup, einem Ei und Puderzucker.
Gehetzt vom Alltagsstress macht sich der Fotograf ohne Mädchen auf ins geheime Propagandazentrum der Partei. Schnell noch den Sixpack Bier beim Express-Spar eingeholt und rein in die gute Stube. „Ist das Hack?“ frage ich sofort – ich habe einen ausgeprägten Geruchsinn für jegliche Art von Hackspeisen. Ein breites Grinsen und ein warmes „ja, es gibt Buletten“ kommt als Antwort zurück. Diese werden mit holländischem Stampott serviert. „Ganz nach einem alten Familierezept.“ Welche Familie hier auf eine alte Bulettentradition zurück blicken kann, ist jedoch nicht mehr nachzuvollziehen. Thorsten hat das Rezept nämlich aus dem Internet...
Während ich mich daran mache die Bremer Pilse zu öffnen, macht Thorsten eine ziemlich gute Figur beim Buletten würzen. Außergewöhnlich ist hier der nicht zu knappe Einsatz von eingeweichtem Brötchen und einem speziellen Paprikapulver aus Tunesien. Wahrscheinlich mitgebracht von irgendeiner Wüstentour mit nordafrikanischen Traditionsmusikern. Thorsten ist ja eigentlich Booker für internationale Musikkapellen und somit oft in fremden Ländern mit noch fremderen Gewürzen unterwegs. „Wird der Bulette aber wohl nicht schaden“ denke ich mir so und werde sogleich Zeuge von einem, eher dem weiblichen Geschlecht zugeordneten, Talent:
Thorsten ist nicht nur Booker und Propagandaleiter in einer Person, nein, er kann sogar Hackbällchen formen, Bremer Pilse geniessen und dabei telefonieren. Multitasking par excellance, nenn' ich das und pelle derweil die zuvor im Eierkocher aufgeheizten Pellkartoffeln für den Stampott. „Wie kommst Du eigentlich dazu, Dich politisch so zu engagieren?“ „Ich habe generell ein großes politisches Interesse und da die Partei ein sehr nettes Team hat und ich mich mit dem Parteiprogramm gut identifizieren kann, ist es für mich eine Chance einmal mitzubekommen wie sich das Karussell dreht.“
Mittlerweile ist die Vorspeise weg und die Hauptakteure bräunen sich bei großer Hitze von beiden Seiten. Thorsten geht noch mehr Vorspeise holen und ich bewache mit Argusaugen
die sich bräunende Buletten-Armada. „Mmmhh lecker sieht das aus“ schnurrt es aus mir heraus, während mir Thorsten liebevoll auftut. „Ein bisschen zu viel Brötchen!“– „Da muss man ganz vorsichtig mit sein, sonst wirds zu locker!“ wirft Thorsten ein. „Egal, gewürzt sind sie super und die Beilage passt hervorragend dazu“. Entgegne ich und will aber noch mal aufs politische Thema zurück. „Was sind denn Deine wichtigsten Themen aus dem Wahlprogramm 2008?“ will ich wissen. „Musicals raus, beschlagnahmte Waffen versteigern und St. Pauli wird Weltkulturerbe der UNESCO.“ „Großartig, das klingt gut!“
"das mit den Waffen ist ja quasi schon durch, aber das mit den Musicals find ich eine sehr unterstützenswerte Angelegenheit.“ „Und wie siehst Du die Zukunft für St. Pauli?“ – „ In spätestens 10 Jahren wird St. Pauli Weltkulturerbe und die Großinvestoren haben Ihr Interesse verloren, da die Bewohner zu widerspenstig sind.
Alles bleibt so wie es ist und wird geschützt durch die UNESCO“ – „Ein Traum“ – „So wird’s gemacht!“. Erst kommt allerdings die hoch angepriesene Nachspeise dran. Dazu wird einfach das restliche Milchbrötchen mit einem ordentlichen Schuß Grafschafter Zuckersirup vermengt und in die Pfanne gegossen. „Man darf sich von dem Anblick nicht erschrecken lassen“, warnt mich Thorsten. Auch die Bröckchen Puderzucker, mit denen er versucht, den braunen Klumpatsch zu verschönern, mißlingen höchstgradig. Hoffentlich klappts da politisch besser, sage ich zu mir und fahre ohne Nachtisch nach Hause.
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