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Mittwoch

Makrele errötet - 6. Ausgabe

Das Rotlichtportrait

1. Dein Name? Wolfgang Kampz.
2. Dein Alter? Jahrgang 1965.
3. Dein Familienstand? Seit 15 Jahren in einer festen Beziehung.
4. Dein Beruf? Fotograf.
5. Wie kamst Du zur Fotografie? Mit dem Herzen zu den Augen.
6. Wann kamst Du auf die Idee, nachts auf St. Pauli zu fotografieren und wie lange hat das Projekt gedauert? Am Ende des Millenniums, in der Zeit von 1998 bis 2000 entstanden die meisten Fotos zu meinem Buch "Sex World", das 2001 erschien (Edition Braus ISBN 3-926318-52-X).
7. Wie kamst Du in die verschiedenen Szenen? Die digitale Fotografie war noch nicht so verbreitet wie heute und nicht jeder ist mit einer Kamera unterwegs gewesen. Telefone, mit denen man Fotos in 5 MB Auflösung machen kann, gab es nicht und es war auch noch niemand auf die Idee gekommen im Nachtleben von St. Pauli zu fotografieren.
10. Hast Du mit den Leuten noch Kontakt, bzw. sind dabei Kontakte entstanden?
Aus vielen Menschen die ich portraitiert habe sind Bekannte geworden, aus einigen auch Freunde und wenn ich Ausstellungen gemacht habe, sind immer fast alle der Portraitierten gekommen.
11. Deine größte Leidenschaft? Menschen die nicht langweilig sind...
12. Was gefällt Dir an St. Pauli? Ich finde es spannend, wenn Menschen brennen, Energie ausstrahlen. Danach habe ich auch die Leute in meinem Buch ausgesucht. Auf St. Pauli begegnen sich tausende Menschen, die dort hingehen, weil Sie einsam oder auf der Suche sind. Sie alle verbindet eine Art Sehnsucht.
13. Was muss besser werden? Wenn es so weitergeht mit "Raucherpolizei", Waffenkontrollen wie auf Flugplätzen und Videoüberwachung auf allen Kanälen, dann verschwinden auch die letzten kulturellen Nischen. Diese gilt es zu erhalten.
14. Wie wird Deiner Meinung nach St. Pauli in 10 Jahren aussehen? Da möchte ich mich Ludwig von Otting dem kaufmännischen Leiter des Thalia Theaters anschließen. Herr Otting schrieb über "Sex World": "Ich kann mir vorstellen, dass das Buch gerade wegen seiner kompromisslosen Heutigkeit bald ein historisches Dokument sein wird. Und zwar nicht nur, weil Neonschriften verschwunden und Gesichter alt geworden sind. Es gibt zwar keine regierungs-offizielle Äußerung zur Lasterhaftigkeit im Allgemeinen und zu Sonderformen des Liebesleben im Speziellen, aber es steht vielleicht zu befürchten, daß das saubermännische Gehabe der Wahlkampfzeit Vorbote einer neuen Prüderie gewesen sein könnte. Wenn in einigen Jahren auf dem Spielbudenplatz ein paar der dringend erforderlichen schmucken Bürohäuser stehen, wenn alle Punker im Gefängnis, alle Obdachlosen in leer stehenden Reedervillen an der Elbchaussee und alle illegalen Huren in Abschiebehaft sitzen, und wenn schließlich, um noch einen kleinen schwarzen Albtraum hinzuzufügen, unsere sexuellen Abarten per Hologramm auf dem Personalausweis vermerkt sind, dann können wir heimlich
Wolfgangs Buch aus dem Regal nehmen, darin blättern und sagen:
"Scheiße, das war 'ne geile Zeit".

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