Makrele stellt vor II - 4. Ausgabe

Bar Centrale alt vs. neu

ALT

von Günther W. Feigl

1. Name: Leon, Inhaber der „Bar Centrale“ in der Clemens-Schulz-Straße 66.
2. Alter: Jugendliche 65 Jahre.
3. Herkunft: Leads, Großbritannien.
4. Hobbys: Fußball, Favoriten FC ST. Pauli, Werder Bremen, Boxen, und die Musikbranche mit den Stars.
5. Warum schließt Du eine Kneipe, die Du 5 Jahre mit so viel Leben gefüllt hast? Der Pachtvertrag läuft aus und die Besitzer wollen die Kneipe großflächig umbauen.
6. Und was kommt danach? Die neue „Bar Centrale“ wird in neuen Räumen Große Freiheit Ecke Paul Rosenstraße (Nr.19) am 19. Januar 2008 eröffnet. An diesem Tag gibt es um 15.30 Uhr ein Testspiel zwischen FC St. Pauli und Hannover 96 am Millerntor. Und da wir unter anderem eine Fußballkneipe sind, gibt es zwei Leinwände mit Projektoren zum Verfolgen des Spielverlaufes. Es gibt keinen schöneren Anlass. An der Decke haben wir eine Sammlung von Torwarthandschuhen von Torwarten der gesamten Bundesliga aufgehängt. Sicher einzigartig auf St. Pauli.
7. An den Wänden hängen Bilder berühmter Boxer. Was hat das mit Fußball zu tun? Mein zweites Hobby. In England hat Boxen einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert.
8. Und nun zur Musikbranche: Ich sehe hier einen Abdruck vom Testament von Freddy Mercury?!? Ja das ist richtig, das habe ich von einem Freund geschenkt bekommen. Es hängt gleich neben einem Bild von Rod Stewart, den ich mal für ein Konzert in Bremen abgeholt habe. Kleine Anekdote dazu: Es war ein kalter Tag und es regnete in Strömen. Die bestellten Limousinen, die uns abholen sollten, kamen nicht. Da fragte Rod mich: "Where are the fucking cars, Leon?!" Ein unglaubliches Foto zeigt David Bowie mit Dieter Thomas Heck, seiner Ehefrau und mir, entstanden auf dem Sommerfest von Bundeskanzler Schmidt in Bonn. Bonnie Tyler wurde von mir nach Deutschland gebracht und promoted.
9. Nun zu Deinen Gästen. Gibt es ein besonderes Erlebnis mit Deinen Gästen? Unsere Gäste sind klasse. Sie wollten eine Menschenkette bilden und Stühle und andere tragbare Einrichtungsgegenstände von dieser Kneipe in die neue rüber tragen. Sie besuchen unsere Parties, lieben die Musik und haben mir und meinem Partner, der noch in der Musikbranche ist, ein wunderbares Abschiedsgeschenkt gemacht. Eine goldene Schallplatte mit der Aufschrift: "Danke für 5 Jahre, 20000 Jever Pilsener, 1000 Jägermeister." Mein Konzept geht auf, die Menschen sind damit einverstanden, deshalb werde ich es nicht verändern.

Danke für das Interview, und weiterhin good luck Leon.

NEU

von Illya

Ganz am Anfang stand die Nachricht, daß die Bar Centrale schließt. Die kenne ich schon seit Jahren und empfand sie immer als eine Institution, wunderte mich also. "Miete ist nicht mehr zu zahlen" heißt es in der allgemeinen Buschtrommelpost. Und als ich gerade denke, daß die sicher von Schickimicki Leuten rausgemobbt wurden, erfahre ich, daß ich den neuen Besitzer sogar kenne, nehme die Gelegenheit wahr und frage nach. Also Treffen im Café, ein bißchen unterhalten und dann weiter auf die Baustelle. Ist alles ganz anders als gedacht, er hat nämlich aus dem Internet erfahren, daß der Raum zu vermieten ist und da er mit ein paar Freunden schon länger auf der Suche war, hat er sich erkundigt, obwohl ihnen der Raum für ihr Vorhaben viel zu groß erschien. Da sie aber alle schon alte Gastronomie-Hasen sind, haben sie so nach und nach ihr Konzept den Räumlichkeiten angepaßt.

Vorher hat er sich sogar noch mit Leon, dem Vorbesitzer, den er über Ecken kannte, getroffen, damit es zwischen ihnen kein böses Blut gibt. Das wäre so als, würde man sich mit der Freundin eines Bekannten verabreden, meint er.
Verlief dann aber alles nett und die Übergabe klappte auch gut. Im Café frage ich auch ein bißchen nach, was sie eigentlich so vorhaben.

Elektronische Musik und handgemachte Getränke, Cocktails und Tischservice. Es wird eine Raucherlounge geben und am Wochenende darf auch mal getanzt werden. Das Ganze klingt doch sehr nett und ich bin schon gespannt, wie es wird. Um meine Vorstellung anzuregen, fahren wir zum Laden, der momentan noch eine riesige Baustelle ist. Fällt mir also leicht, mir alles Mögliche vorzustellen, ist ja noch nix da. Aber viel Platz, in diesem großen Raum. Das Team steht zum großen Teil auch schon fest, aber sie suchen noch gutes Personal. Und während unseres Rundgangs treffen dann zufällig seine sympathischen Kompagnons ein. Während ihrer morgendlichen Vodkarunden ist die Idee entstanden, mal etwas zu zusammen zu machen. Das kommt mir bekannt vor, die Makrele fußt ja auf Ähnlichem.

So ist das wohl auf St. Pauli. Und das ist gut so, erhält es doch die Vielseitigkeit, die wir hier brauchen.
Dann erzählen sie mir noch lachend, daß letztens sogar Engländer vor der verschlossenen Tür standen und sich gewundert haben, weil sie gehört hatten, daß ein Hard Rock Café eröffnet haben soll. Die Buschtrommelpost treibt komische Früchte. Wir verabschieden uns fröhlich und ich bin voller Vorfreude auf die Eröffnung. Viel Glück und Erfolg Jungs, wir sehen uns!