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Montag
Makrele errötet- 4. Ausgabe
Das Rotlichtportrait
Bilder: Olaf Deharde
1. Dein Name? Christine.
2. Dein Alter? 61.
3. Familienstand? Dreimal geschieden, Pech gehabt... Ich habe aber seit 20 Jahren einen Lebensgefährten.
4. Dein Beruf? Ich bin Prostituierte.
5. Dein ursprünglicher Beruf? Zahnarzthelferin.
6. Wo arbeitest Du? Auf dem Fischmarkt, seit 30 Jahren.
7. Genießt Du Deine Arbeit? Ja, weil ich etwas geben kann, aber auch etwas zurück bekomme. Die Energie des Mannes, daß er zur Entspannung kommt. Und die Energie des Geldaustausches. Davon kann ich mich ernähren.
8. Warum kommen die Freier zu Dir? Die meisten kommen unverbindlich, um sich sexuell zu entspannen oder manchmal auch nur, um zu reden. Ich habe große Achtung vor den Männern, die zu mir kommen, da deren Familien nicht verletzt werden, wie es durch Geliebte passieren kann. Sie brauchen keine Geliebte. Es geht um die Entspannung, die brauchen sie, um den Alltag zu meistern.
9. Was machst Du sonst noch? Reiki, seit 20 Jahren. Das nutze ich auch manchmal bei meiner Arbeit, um aufgeregte Kunden zu beruhigen. Und ich unterstütze seit 18 Jahren ein Kinderhilfswerk in Afrika.
10. Dein lustigstes Erlebnis? Wenn ein junger Mann kommt, der Jungfrau ist. „Wie geht das? Wie geht jenes?“ Man muss sehr auf die Jungs eingehen, mit viel Fingerspitzengefühl. Sehr ernst bin ich da und auch sehr vorsichtig. Es geht nicht nur um Sex, ich kann viele wichtige Tips geben. Bemühe mich auch stets eine gute Psychologin zu sein. Ich möchte, daß sie sich positiv erinnern.
11. Dein schönstes Erlebnis? Das war und ist, wenn Männer mit Rosen, Pralinen etc. kommen, und vor allem wenn sie danke sagen, weil ich geholfen habe...
12. Dein schlimmstes Erlebnis? Mir hielt mal ein Kunde ein Messer an die Kehle. Ich schmiss ihm sofort mein Geld in den Schoß, als er danach griff, konnte ich aus dem Auto springen. Seitdem habe ich immer einen Stein in der Hand. Ich kann mich aber auch sehr auf die Polizei verlassen. Sie ist hier äußerst präsent, da die Obacht der Zuhälter hier fehlt. Die Polizei kommt oft vorbei und unterhält sich auch mal mit mir, fragt, ob alles in Ordnung ist. Sehr, sehr nett.
13. Deine größte Leidenschaft? Mein Glaube, mein inneres Ich. Ich lebe mit Energie. Die Kirche ist eine Institution, die von Menschen geschaffen wurde. Ich bin Reikimeisterin und nach einer „Nah-Tod-Erfahrung“ habe ich Engel gesehen. Seitdem sind Engel mein Halt. Engel sieht man nicht mit den Augen, sondern nur mit dem Herzen. Engel geben positive Energie.
14. Was muss auf St. Pauli besser werden? St. Pauli war sehr schön, mit viel Vergnügen, viel Spaß, viel Unterhaltung... Heute gibt es leider viel Kriminalität. Die muss abgeschafft werden. Das Rauchverbot auch. Man muss die kleinen Läden am Leben lassen. Früher gab es zwar auch mal auf die Ohren, aber danach gab's Bier und alles war wieder gut. Heute ist es anders...
15. Wie wird St. Pauli in 10 Jahren sein? Vom kleinen betrunkenen Mann bis zum Senator sollen sich alle wohlfühlen und miteinander auskommen. Die alten, echten Hamburger dürfen nicht aussterben oder vertrieben werden. Ich hoffe, daß es so erhalten bleibt. Die Originale... Seeleute... Schiffe... Ein St. Pauli ohne Angst.
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