Essen mit: Miss Nico
Die erste wahre DJane Deutschlands, Künstlerin, Köchin und Unikat aus purer Lebenslust, muß man kennen und sollte man pflegen.
Bilder: Olaf Deharde
Interview: Kerstin Schreier
Bilder: Olaf Deharde
Interview: Kerstin Schreier
Gericht: Asiatische Königinnenklöpse (hanseatisch vertont) in geiler Sauce an aphrodisischem Spinat, dazu karamellisierte Kartoffeln. Dessert nur auf Anfrage - die Gastgeberin serviert frischen Pflaumensturz, handgemacht.
Zutaten: Handstaubsauger („sollte immer in Reichweite sein“), Küchenrolle, Timer, erlesener Rotwein („sonst wird das nix“), außerdem eine Menge französische Kartoffeln, ca. 500 gr. Hack, Tiefkühl-Blattspinat (gut kocht entwässert), viel Gemüsebrühe („keine Angst vor Brühe“), Harissa („El Manara de Djerba“ = scharfe Paste), frische rote Chili, Ingwer, Knoblauch, Zimt, laotisches Gewürz namens „May Kheah“, weißer Pfeffer, Salz, Mehl, ein Ei, Rosinen, viel Butter, auch Olivenöl, Kokosmilch, 2 Saftorangen und 1 Zitrone.
Donnerstagabend in einem verwunschenen Hinterhof irgendwo auf St.Pauli. Der Fotograf und das Mädchen sind wieder auf der Pirsch nach tollen Menschen. Es begrüßt uns herzlich: The famous Miss Nico! Die Tür schließt sich hinter uns und wir werden absorbiert von kunterbunter Atmosphäre. „An die Waffen“, gurrt Nico und beginnt mit Hingabe das Hack zu kneten, zu würzen und zu klöpsieren. „Das Hack muss roh probiert werden und intensiv gewürzt schmecken, da durch das Kochen einiges an Geschmack verloren geht.“
Wow, welch ein Rezept! Woher hast du das, Miss Nico? „Von mir natürlich, ist alles ausgedacht. Rosinen statt Kapern, Chili, Ingwer und nachher einen flotten Kokostouch. Normal ist langweilig.“
Unsere Miss kocht mit Timer, „sonst geht alles in die Hose, wenn man so viel quatscht und trinkt,“ sagt’s und vergreift sich am süffigen Roten. Dann wandern die Harissa scharfen Klöpse in die Brühe und steigen auf, wenn sie gar sind. Die Brühe ist kostbare Saucengrundlage. Dafür bitte eine halbe rote Chili und die Rosinen in viel Butter baden und anschließend mit Mehl schwitzen lassen. „Eine schöne Mehlstippe erfordert Geschick und eine helfende Hand.“ Mit Schwung zischt schlückchenweise Brühe in den dampfenden Topf und wird von Nico energisch sämig geschlagen, die weiß: „Keine Angst vor Klümpchen, einfach weiter rühren. Das ist wie im Leben.“ Abgeschmeckt wird mit weißem Pfeffer, sowie Orangen Zitronensaft. Drei Scheiben Ingwer und ein Strahl Kokosmilch runden das ganze asiatisch ab. „Ich bin für viel Sauce, statt zu viel Klöpse,“ meint Nico und lässt diese in die dolle Sauce wandern. Da baden sie dann, werden aufgekocht und durchdrungen vom Saft. Ich wünscht, ich wär ein Klops.
Der Timer schrillt, die Kartoffeln sind gar, Nico sagt: „mehr Wein muss sein“. Also Fotograf raus. Derweil karamellisieren die Mädels die „jungen Dinger“ (französische Erdäpfelchen) in ordentlich Butter und Zucker. „Nie mit Butter sparen, nie. Mit Zucker auch nicht,“ mahnt die Miss. Welch ein Fest!
Liebe Nico, deine Bilder sind stringent schwarzweiß gehalten, Deine Kollektion dagegen schreit vor Farbe, warum? „Ich weiß, dieser Gegensatz ist für viele extrem unglaubwürdig, aber die klaren Linien und Formen bleiben. Bei den Klamotten habe ich mich einfach dafü entschieden, daß sie bunt sein müssen. Farbe ist stilecht. Dabei ist jedes Teil ein Unikat, ganz wichtig!“
Weiter geht’s mit Blattspinat: dieser erwärmt sich in Olivenöl, auf angedünstetem Knoblauch, einer halben roten Zwiebel sowie ein bißchen Chili. „Dabei sollte der angetaute Spinat trockener sein, als man das ansonsten mag,“ kichert Nico und schmeckt das Ganze mit Zimt, etwas Zucker, Salz und dem drogenähnlichen Gewürz „May Kheah“ ab. Ein himmlischer Duft entsteigt dem sonst so schnöden Gemüse und allen wird klar: Hier ist definitiv eine leidenschaftliche Köchin am Werk!
Ach, Nico, wie schön, daß du Frauen toller findest. Aber sag, was magst du an Männern? „Also, ich habe immer einen guten Kumpel. Das finde ich angenehm. Und ich bin froh, daß die Männer so anpacken können. Schließlich muss ich manchmal schwer tragen, da ist ein Mann schon praktisch. In einer Beziehung, ob nun mit Weiblein oder Männlein, ist das alles das Gleiche. Da hast du dann auch Zickigkeit und Nervereien. Ich finde den unteren Part bei Frauen einfach besser.“
Da wir zum Tischdecken und Aufessen keinen Mann benötigen, schnüren wir Olaf kurzerhand ein doggy-bag und wünschen ihm viel Spaß bei seinem Zweitjob. Anschließend werden die asiatischen Königinnenklöpse in geilster Sauce schwesterlich geteilt und wander mir nichts dir nichts in unsere weinseligen Mägen. Der Spinat ist ein Gedicht und die karamellisierten Kartoffeln nicht jugendfrei. Heureka!
Da wir zum Tischdecken und Aufessen keinen Mann benötigen, schnüren wir Olaf kurzerhand ein doggy-bag und wünschen ihm viel Spaß bei seinem Zweitjob. Anschließend werden die asiatischen Königinnenklöpse in geilster Sauce schwesterlich geteilt und wander mir nichts dir nichts in unsere weinseligen Mägen. Der Spinat ist ein Gedicht und die karamellisierten Kartoffeln nicht jugendfrei. Heureka!
Soviel ist sicher: Diät ist anders. Und jetzt einmal Pflaumensturz zum Mitnehmen, bitte! Ich kugele mich getragen von Endorphinen die Treppe hinunter und gehe stolz mit meinem neuen Lieblingspulli aus Nicos Kollektion ins Bett. „Großstadtkönigin“ murmele ich und schlafe ein.
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