von Ilona Kira
Yo! Im wahrsten Sinne des Wortes die Endstation des Schauspiels. Sind wir nun endgültig in dem Zeitalter angekommen, in dem die Kunst des Schauspiels der Kunst des Geldeinnehmens gewichen ist? Wohl wahr!
Was ich an diesem Abend im St. Pauli Theater, welches ich im Übrigen sehr schätze, geboten bekam, war weit entfernt von einem gut inszenierten Schauspiel, das einem Tennessee Williams gerecht geworden wäre.
Mal abgesehen von Ben Becker, dessen persönliche Präsenz der Rolle den Charakter verlieh und es ihm einfach machte, sie zu füllen, spielte dort jedes Ensemblemitglied einsam in seiner eigenen Welt vor sich hin und machte es dem geneigten Zuschauer schwer, dem Handlungsablauf zu folgen. Es irritierte sowohl den, der das Stück kannte, als auch den, der es nicht kannte.
Nun sind wir es ja mehr oder weniger gewohnt, daß Regie und Dramaturgie einem Stück so ihre eigenen Profilneurosen verleihen, hier jedoch wurde sogar die Kunst der Operette bemüht, um Handlungen und Situationen darzustellen, weil die Kreativität offensichtlich nicht ausreichte, Monologe und Dialoge auf ein beschränktes Bühnenbild zu bringen.
Auftritte wurden nach rechts ins Publikum gespielt, obwohl der Anspielpartner auf einem Balkon zu linken parlierte.
Haben wir nun nach der "Farce" auch noch die Abteilung "skurril" geöffnet? Schwer gewöhnungsbedürftig. Sind wir dies doch eher aus der Abteilung "Operettenrückblick" mit Anneliese Rothenberger gewohnt.
Die Kostüme wirkten ähnlich wie ihre Träger ein bunter Mix aus den Jahrzehnten – jedes für sich ein gutes Stück, zusammen jedoch ein Secondhand-Laden.
Nun denn, im obersten Rang jedenfalls herrschte aufgrund der aufsteigenden Raumhitze mehr Südstaaten-Klima als auf der Bühne.
So mancher Zuschauer war froh, als mit dem Rausschmiss der Blanche auch die Endstation für diesen Abende erreicht war.
Schade, denn die eigentlich feine Botschaft des Stückes blieb so manchem - aufgrund der Bemühungen folgen zu wollen - verborgen. Der Konflikt, welcher entsteht, wenn sich die Stände vermischen und nicht in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren.
Wenn Frauen aus ihrer misslichen Lage nicht lernen und sich über den nächsten Mann wieder ans Licht hangeln möchten, wird das Leben mehr eine einzige ENDSTATION denn ein lebendiger Bahnhof.
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