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Mittwoch
Makrele tschüss - 5. Ausgabe
Das Anwohnerportrait
Bilder: Olaf Deharde
Hermann, wir kennen uns zwar schon eine Weile, dennoch vorab die obligatorischen Fragen.
Dein vollständiger Name? “Hermann mit einem R und dann Woosmann mit doppel O.”
Du hattest doch gerade Geburtstag. “Genau, am 01.02., 1945 geboren.” Und Deine Familienstand? “Ledig – schon immer gewesen. Die Frau fürs Leben habe ich nie gefunden.” (lacht)
Was machst Du bzw. hast Du beruflich gemacht? “Ich bin Gastronom. In München hatte ich 10 Jahre zwei Restaurants. 1978 bin ich nach Hamburg zurückgekommen und habe angefangen als Barmann zu arbeiten.”
In welchen Läden hast Du gearbeitet? “Rudis Nightclub am Steindamm, Pulverfass – damals noch am Steindamm. Dann 22 Jahre im ehemaligen Florida Hotel bei Lotti und Ilse hinter der Bar. Das war eine tolle Zeit. Als der Pächter wechselte, war ich dann für 4,5 Jahre im Tigerimbiß an der Esso-Tankstelle. Zu der Zeit bekam der Tiger-Imbiß eine Auszeichnung für die besten Pommes.” (lächelt) “Dann hatte ich einen Schlaganfall, ich musste mich und mein Leben neu organisieren. Gastronomie kam nicht mehr in Frage. Seitdem habe ich so einiges gemacht. Ich habe zum Beispiel im Sparta-Shop, in einer Spielhalle in Rahlstedt gejobbt. Bei Schuh Messmer, (gehört einer guten Freundin von mir), habe ich auch ausgeholfen. Ich mag nicht rumsitzen und nichts tun. “
Du hast doch letztens von einem neuen Job berichtet? “Ja, obwohl ich seit dem 01.10.07 Rentner bin, habe ich mich auf die Suche begeben und arbeite nun bei “Soup & Friends” am Valentinskamp. Das macht richtig Spaß. Auch wenn manchmal ganz schön viel zu tun ist.”
Du bist ja richtig eingesessen hier. Seit wievielen Jahren lebst Du auf dem Kiez? “Oh, seit 27 Jahren. Die ganze Zeit in derselben Wohnung. In der hatte ich sogar Anneliese Rothenberger und Tony Holiday zu Besuch.”
Wie sieht Dein persönlicher Rückblick aus? “Ich finde, es ist hier wirklich schön geworden. Mit dem Spielbudenplatz. Die Bühnen. Das Programm. Der Wochenmarkt, die Feste und der Weihnachtsmarkt. Ich finde das wunderbar. Ich kann mir nicht vorstellen, nach Wandsbek u ziehen oder überhaupt woanders zu leben. Hier ist alles wie eine große Familie.”
Gibt es für Dich Momenten, wo Du “an die gute alte Zeit denkst”? “Ich erinnere mich gern an meine Zeit im Florida Hotel. Das war sehr schön und aufregend. Ansonsten ist der Kiez wunderbar, so wie er ist.”
Was ist Dein Lieblingsort? “Wenn ich ausgehe, gehe ich gern ins Piccadilly in der Silbersacktwiete. Natürlich kenne ich dort auch viele. Ich finde aber auch die Sammlung der Kaffeekannen und Whiskeykrüge faszinierend.”
Worüber ärgerst Du Dich am meisten? “Das Herumlungern der ganzen Obdachlosen. Ich glaub, keiner hat etwas gegen Obdachlose und ihren Aufenthalt hier. Nur das Herumlungern, der Müll, der überall hinterlassen wird, das Gepöbel, die vom Alkohol kommende Aggression – das ist wirklich lästig. Und keine Behörde oder Institution meint sich darum kümmern zu müssen.”
Gibst Du eine Prognose oder Empfehlung für die nächsten 10 Jahre ab? “Bloß nicht mehr Spielhallen. Bißchen mehr Erotik wäre gut. Und dann sollte man die Waffenläden abschaffen. Es gibt hier jetzt ein Waffenverbot und man kann Macheten kaufen. Das versteht doch keiner.”
Lieber Hermann danke für das Gespräch und Deine Zeit. Wir sehen uns spätestens auf dem Wochenmarkt.
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