Guten Tag
Oder auch guten Morgen, so kommt mir jeder Tag gerade vor, wie ein Morgen, an dem man zu früh aufstehen mußte und nun mit geränderten Augen vor dem Spiegel steht und sich fragt, wer das da drin eigentlich ist. Das muss an meinem Schlafmangel liegen, oder natürlich dem Wetter über das man, Klimawandel hin oder her, schon immer meckern konnte. Oder es liegt daran, daß ich älter werde, obwohl das in unserer Gesellschaft ja normal zu werden scheint.
In diesem Zusammenhang habe ich grad von „dem Durchschnittsmenschen“ gelesen, der laut einer Studie im Jahr 2030 genau 35,05 Jahre alt sein soll, oder so ähnlich. Ob man sich dann auch als „Durchschnittsmensch“ fühlt?
In letzter Zeit sind ja immer mehr so schöne Worte im Umlauf. „Vorratsdatenspeicherung“ ist so eines. Hatten die dabei an Hamster gedacht? Aber die legen Vorräte an, um sich davon zu ernähren in schlechten Tagen, wenn's kalt ist und man sich gegenseitig wärmen muss. Wo ist denn da der Zusammenhang?
„Kopfnoten“ ist auch so ein Wort. Zuerst dachte ich, das käme aus einer Friseurschule, aber in Nordrhein-Westfalen beschreibt das jetzt das System, mit dem das soziale Verhalten von Schülern beziffert werden soll. Ist das ein Versuch, uns aus dem gelernten Individualismus der letzten Jahre wieder in eine uniforme weil kontrollierbare Masse zu verwandeln? Als ob Zahlen zwanghaft jeden Menschen zum Nachdenken bewegen.
Wie schön es doch immer wieder ist, an dieser Stelle meine eigene Politikverdrossenheit zum Ausdruck bringen zu können. Manchmal habe ich das Gefühl, daß wir nicht mehr daran glauben, daß es denkende Menschen gibt, sondern nur noch gelenkte, und wenn sie doch denken, dann sind sie mit Sicherheit Drahtzieher einer terroristischen Vereinigung (schließlich trauen wir ihnen Taten zu, bei denen jeder Durchschnittskriminelle versagen würde) oder uns schützende, elterlich liebende Politiker.
Wir sollten weniger Angst haben. Durchschnittlich ist es wahrscheinlicher von einer Kuh getötet zu werden, als jemals einem terroristischen Anschlag zum Opfer zu fallen. Und wer hat jemals Kühe auf St. Pauli getroffen? Würde sicher lustige Bargespräche ergeben: „Na wie geht’s so?“ – „In letzter Zeit schmerzt meine Euter etwas.“ – „musst mal wieder zum melken“. Was mich zu der Frage bringt, ob ein ‚White Russian‘ wirklich mit Milch gemacht werden sollte?
Und jetzt bin ich noch gar nicht dazu gekommen, zu berichten, wie peinlich es mir war, an meinem Geburtstag mit einer Stripperin überrascht zu werden (siehe Bild), aber so ist das wohl, wenn man auf dem Kiez arbeitet. Gott sei Dank war es nicht das Mädchen aus unserer ersten Ausgabe, daß hätte mich arg durcheinander gebracht. Das wäre so, wie mit den Schwiegereltern in die Sauna zu gehen. Aber sicherlich macht auch genau diese Spannung zwischen Privatheit und Geschäft St. Pauli aus. Es gibt hier so viel Berichtenswertes und Skurriles und die Leute scheinen so sehr daran interessiert, daß wir auch schon die Auflage unseres kleinen Blattes erhöhen werden. Das ist doch mal eine freudige Nachricht. Schickt uns auch eure Geschichten und Ideen zu St. Pauli!
Freunde, der Frühling ruft und das Blut beginnt langsam wieder schneller zu fließen.
Öh...?!
Viel Spaß dabei!
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