
von Günther W. Feigl
Es ist eine wahre Geschichte, mit welcher der Autor Bernard Pomerance Weltruhm erlangte:
Der durch eine seltsame Krankheit entstellte John Merrick ist ein intelligenter und sensibler Mann, der sich notgedrungen zum Gelderwerb auf den Jahrmärkten des viktorianischen Londons begaffen lässt. Das sensationslustige Publikum, das sich über Schönheit und Erfolg definierte giert nach dem abstoßenden „Elefantenmensch“.
Als John kaum noch in der Lage ist, sich zu artikulieren und seinen wulstigen Körper zu bewegen, entdeckt ihn ein junger Arzt. Teils aus Mitleid, teils aus wissenschaftlichem Interesse nimmt er den stillen Kranken im Hospital auf. Nach anfänglichen Bedenken der Krankenhausführung wird John bald zur Sensation der feinen und gebildeten Gesellschaft. Sein neuer Stand und Bekanntheitsgrad verspricht Besserung und Anerkennung. Er gewährt Einblicke in sein Wesen und seine Gedanken, um letztlich doch Enttäuschung zu erfahren – bis er seinen eigenen Frieden mit sich schließt.
Gil Mehmert setzt feine Akzente in dieser musikalischen und empfindsam poetischen Inszenierung, er lässt sich nicht verführen den Voyeurismus zu bedienen. Mehmerts Bühne zeigt eine Zirkusarena, ein Vorhang, hinter dem sich die Schauspieler durch minimalistische
Kostümveränderungen verwandeln. Durch Abwesenheit und Vorstellungskraft schafft er einen Elefantenmenschen jenseits reißerischen Ekels. Seine dezente Tonalität verdeutlicht Menschlichkeit in Leid und Sensationslust in einem musikalischen Bilderreigen.

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