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Freitag

Makrele denkt I - Kulturhauptstadt St. Pauli! - 2. Ausgabe



von Andy
Bilder: Olaf Deharde

St. Pauli ist – mal wieder – im Wandel, Ergebnis offen. Die Risiken sind bekannt: Discounter, Billig-Trinkhallen, erhöhte Aggressivität, billiges Massengeschäft, die Attraktivität für Problempublikum, etc..
Langfristig überwiegen jedoch die Chancen. St. Paulis größtes Potential liegt in Kultur und Kreativität. St. Pauli hat das Zeug zu einem einmaligen urbanen kulturellen Zentrum. Das liegt an der Besonderheit des Ortes und seiner Menschen.
St. Pauli steht für Dichte und Vielfalt. Nirgendwo in Deutschland ist die Mischung wilder, existieren mehr unterschiedliche Szenen, Subkulturen, soziale und ethnische Milieus auf engstem Raum. Überall pralles Leben, Dynamik, Lebenshunger, weltberühmt. Prägend für das Lebensgefühl und den Charakter des Stadtteils ist die kleinteilige Mischung aus Wohn- und Gewerbestrukturen. Als urbanes innerstädtisches Quartier zieht St. Pauli zur Zeit viele neue Menschen zum Wohnen und Arbeiten an. Kultur ist auch ein Spiegel des Lebens und davon gibt es auf St. Pauli genug. Beste Voraussetzungen also für den Kulturstandort. Dabei war St. Pauli schon immer Bühne, seine Menschen geübte (Selbst-) Darsteller. Früher wurde auf St. Pauli alles dargeboten, was man innerhalb der Stadtmauern nicht haben wollte. Die Reeperbahn hatte in ihren goldenen Zeiten mehr als 40 Theater, die Live-Musikclubs waren schon in den 60ern bekannt bis nach Liverpool. Inzwischen ist neues hinzu gekommen, kleine Galerien, Kreativunternehmen, Start-Ups aus der Musikwirtschaft, Werbeagenturen, Designstudios, Modeateliers, Musicalschulen, freie Künstler, Internet-Fernsehsender, neue Livemusikclubs, das Reeperbahn-Festival, etc. .
Diese Entwicklung muß gefördert werden und sie braucht ein Zentrum:
Der neue Spielbudenplatz kann das Herz der Kulturhauptstadt St. Pauli werden, ihre zentrale
Plattform, ihr Marktplatz und ihr Centre Court, von hier aus kann die Botschaft in die Welt
gehen. Die Kulturnutzungen am und auf dem Spielbudenplatz müssen deshalb gestärkt und
ihre Vielfalt ausgebaut werden. Und auch die Reeperbahn muss sich verändern: In zahlreichen
Häusern finden sich ab dem 1. Stock schlechte Wohnungen, hier könnten überall oberhalb der Erdgeschosse, Clubs, Galerien, Ateliers etc. entstehen, abseits des Stroms der Massen und doch mittendrin, zu günstigen Mieten, da die Wohnungen schlecht vermietbar
sind. Die Dichte muss weiter wachsen und es müssen Netzwerke entstehen. Ein Gründerzentrum für Filmwirtschaft auf dem ehemaligen Pestalozzi-Schulgelände, ein Straßenkünstler-Festival auf dem Spielbudenplatz, neue Akteure und neue Foren. Damit dies geschieht, müssen alle mitwirken, Behörden, Grundeigentümer und vor allem die Kreativszene und die St. Paulianer selbst. Politik konnte dazu beitragen, daß es einen Runden Tisch für die Clubszene gibt, Behörden Livemusikclubs unterstützen, der Beatles-Platz kommt, Club-Werbung erleichtert wird und an der Reeperbahn verlässlich positive Rahmenbedingungen für Clubbetreiber geschaffen werden sollen. So muß es weiter gehen.

*Andy Grote lebt auf St. Pauli und kandidiert
als Wahlkreiskandidat der SPD für die kommenden
Bürgerschaftswahlen.

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