Präsentationen unserer Partner

Freitag

ANKÜNDIGUNG - Fussballturnier mit Viva con Agua am 30.3.2008


Fußballturnier mit den VcA-Allstars
...und die Makrele ist dabei

von Viva con Agua

30.03.2008:
Viva con Agua lädt zum Fussballtunier zum Anlass der Romero-Tage in der Soccerhalle an der Kieler Straße in Hamburg ein.
Hintergrund:
Am 24. März 1980 wurde der Erzbischof Oscar Romero während eines Gottesdienstes ermordet.
Seine Kritik an den sozialen Bedingungen und den Ungerechtigkeiten in El Salvador sowie die Unterstützung unterdrückter Menschen hatten Oscar Romero zur Zielscheibe derjenigen gemacht, die er kritisierte. Die wenigen, die politische Macht und wirtschaftliche Ressourcen besaßen, verteidigten ihre Interessen mit brutaler Gewalt. Oscar Romero war nur ein Opfer unter vielen.

Die Romero-Tage in Hamburg bestehen aus vielen kulturellen Events, um auf die soziale Ungerechtigkeit in der sogenannten „Dritten Welt“ aufmerksam zu machen. Alle wichtigen Informationen hierzu bekommst du unter:
www.werkstatt3.de/programm/aktuelles/romerotage07.htm

Im Rahmen der Romero Tage veranstaltet Viva con Agua de Sankt Pauli ein Fußballtunier in der Soccerhalle, Kieler Straße 565.
Melde dich und dein Team, bestehend aus 6 Spielern (inkl. Torwart) jetzt an, und sei bei einem unvergesslichen Fußballnachmittag mit dabei. Das Teilnehmerfeld besteht aus vielen hochrangigen Mannschaften, die mit dem ein oder anderen prominenten Spieler bestückt sind. Die Startgebühr von min. 105,00 Euro fließt direkt in unser momentanes Trinkwasserprojekt in Madagaskar. Anmeldungen bitte an: kick@vivaconagua.org.

Die ungeschlagenen Viva con Agua-Allstars freuen sich jetzt schon auf den „Budenzauber“ am 30.03.2008 in Hamburg. Das Turnier beginnt an diesem Tag um 1oh.
Sebastian Bensmann & Michael Fritz
Viva con Agua de Sankt Pauli

Auch die MAKRELE wird eine Mannschaft stellen und mit voller Kraft versuchen nicht gleich zu Beginn des Turniers rauszufliegen.
Also, liebe Leser, kommt in Schwärmen und feuert Eure MAKRELEn an!

Mittwoch

Makrele tschüss - 5. Ausgabe


Das Anwohnerportrait

Bilder: Olaf Deharde

Hermann, wir kennen uns zwar schon eine Weile, dennoch vorab die obligatorischen Fragen.
Dein vollständiger Name? “Hermann mit einem R und dann Woosmann mit doppel O.”
Du hattest doch gerade Geburtstag. “Genau, am 01.02., 1945 geboren.” Und Deine Familienstand? “Ledig – schon immer gewesen. Die Frau fürs Leben habe ich nie gefunden.” (lacht)
Was machst Du bzw. hast Du beruflich gemacht? “Ich bin Gastronom. In München hatte ich 10 Jahre zwei Restaurants. 1978 bin ich nach Hamburg zurückgekommen und habe angefangen als Barmann zu arbeiten.”
In welchen Läden hast Du gearbeitet? “Rudis Nightclub am Steindamm, Pulverfass – damals noch am Steindamm. Dann 22 Jahre im ehemaligen Florida Hotel bei Lotti und Ilse hinter der Bar. Das war eine tolle Zeit. Als der Pächter wechselte, war ich dann für 4,5 Jahre im Tigerimbiß an der Esso-Tankstelle. Zu der Zeit bekam der Tiger-Imbiß eine Auszeichnung für die besten Pommes.” (lächelt) “Dann hatte ich einen Schlaganfall, ich musste mich und mein Leben neu organisieren. Gastronomie kam nicht mehr in Frage. Seitdem habe ich so einiges gemacht. Ich habe zum Beispiel im Sparta-Shop, in einer Spielhalle in Rahlstedt gejobbt. Bei Schuh Messmer, (gehört einer guten Freundin von mir), habe ich auch ausgeholfen. Ich mag nicht rumsitzen und nichts tun. “
Du hast doch letztens von einem neuen Job berichtet? “Ja, obwohl ich seit dem 01.10.07 Rentner bin, habe ich mich auf die Suche begeben und arbeite nun bei “Soup & Friends” am Valentinskamp. Das macht richtig Spaß. Auch wenn manchmal ganz schön viel zu tun ist.”
Du bist ja richtig eingesessen hier. Seit wievielen Jahren lebst Du auf dem Kiez? “Oh, seit 27 Jahren. Die ganze Zeit in derselben Wohnung. In der hatte ich sogar Anneliese Rothenberger und Tony Holiday zu Besuch.”
Wie sieht Dein persönlicher Rückblick aus? “Ich finde, es ist hier wirklich schön geworden. Mit dem Spielbudenplatz. Die Bühnen. Das Programm. Der Wochenmarkt, die Feste und der Weihnachtsmarkt. Ich finde das wunderbar. Ich kann mir nicht vorstellen, nach Wandsbek u ziehen oder überhaupt woanders zu leben. Hier ist alles wie eine große Familie.”
Gibt es für Dich Momenten, wo Du “an die gute alte Zeit denkst”? “Ich erinnere mich gern an meine Zeit im Florida Hotel. Das war sehr schön und aufregend. Ansonsten ist der Kiez wunderbar, so wie er ist.”
Was ist Dein Lieblingsort? “Wenn ich ausgehe, gehe ich gern ins Piccadilly in der Silbersacktwiete. Natürlich kenne ich dort auch viele. Ich finde aber auch die Sammlung der Kaffeekannen und Whiskeykrüge faszinierend.”
Worüber ärgerst Du Dich am meisten? “Das Herumlungern der ganzen Obdachlosen. Ich glaub, keiner hat etwas gegen Obdachlose und ihren Aufenthalt hier. Nur das Herumlungern, der Müll, der überall hinterlassen wird, das Gepöbel, die vom Alkohol kommende Aggression – das ist wirklich lästig. Und keine Behörde oder Institution meint sich darum kümmern zu müssen.”
Gibst Du eine Prognose oder Empfehlung für die nächsten 10 Jahre ab? “Bloß nicht mehr Spielhallen. Bißchen mehr Erotik wäre gut. Und dann sollte man die Waffenläden abschaffen. Es gibt hier jetzt ein Waffenverbot und man kann Macheten kaufen. Das versteht doch keiner.”

Lieber Hermann danke für das Gespräch und Deine Zeit. Wir sehen uns spätestens auf dem Wochenmarkt.

Makrele lacht - 5. Ausgabe

Makrele rätselt - 5. Ausgabe

Makrelenchic - 5. Ausgabe

Kiezmode

Bilder: Olaf Deharde

Schuhe – hier treffen sich weibliche Leidenschaft und männliche Erotik. Wo sonst könnte man die spannendsten Modelle finden, wenn nicht hier auf St. Pauli?!



Ruggedigu, ruggedigu... Warm ist's im Schuh!



"Alea iacta est" – Die Würfel sind gefallen...
Möge der Trägerin dieser Kreation ein solches Schicksal
erspart bleiben!


Bunny-Puschen – für warme Gedanken, nicht nur im Winter...



"Lila" – der letzte Gehversuch....



Diese Sandalen muss "frau" nicht erst verlieren, um einen Prinzen zu bekommen.

Makrele erinnert - 5. Ausgabe

Israelitisches Krankenhaus

von Ilona Kiss

"Ein Mann der Tat, tat, was eben tunlich:
Für gute Werke gab er hin den Taglohn.
Am Abend seines Lebens, menschenfreundlich,
Durchs Wohltun sich erholend von der Arbeit."


So dichtete Heinrich Heine zu Ehren seines Onkels Salomon, der das Israelitische Krankenhaus an der Simon-von-Utrecht-Straße 2 finanzierte. 1893 stellte die jüdische Gemeinde fest: das einzige israelitische Krankenhaus in der Neustadt platzte aus den Nähten.

Zur allgemeinen Freude stellte der Bankier Heine 80.000 Mark zum Bau eines neuen Hospitals unter einigen Bedingungen in Aussicht:
Das Krankenhaus sollte den Namen seiner 1837 verstorbenen Frau Betty tragen. Es sollte einen Betsaal geben und dort sollte eine Gedenktafel an die Stiftung erinnern. Das waren keine Hindernisse, zumal auch schon ein passender Baugrund in Besitz der israelitischen Gemeinde war – der ehemalige Pestfriedhof am Hamburger Berg.

Mit der Planung wurde Johann Hinrich Klees Wülbern beauftragt, dessen Pläne nochmals vom Gemeindevorstand und Ärzten geprüft wurden.

Wegweisend und modern sollte dieses Krankenhaus
sein. Die Fenster aller Krankenzimmer waren nach Süden ausgerichtet (damit die Sonne genutzt werden konnte), es gab erstmals Spültoiletten, die Zufahrtswege waren überdacht (damit die Patienten trocken vom Krankenwagen ins Haus gebracht werden konnten), es gab eine integrierte Synagoge und einen ausgedehnten Garten.


Mit den Jahren kamen noch diverse Um-und Anbauten hinzu. Beispielsweise das heutige Gebäude der Jugendhilfe war die 1901 entstandene Isolierstation; die des heutigen Aids-Hospizes wurden 1906 als Schwesternheim eröffnet. 1941 wurde das Israelitische Krankenhaus von der Stadt Hamburg annektiert und diente als Reserve-Lazarett, Gewerberaum und Behörde bis es 1987 nach den Originalplänen restauriert wurde und im selben Jahr das Einwohnermeldeamt einzog.

Neugierig geworden? Dann kann man den Rundgang „Die ganze Welt in einem Viertel“ jederzeit und exklusiv ab zwei Personen bei Landgang St. Pauli buchen.
Tel.: 040/31 79 49 34 , Internet: www.stpauli-landgang.de.

Makrele rockt - 5. Ausgabe


Das DJ-/Musikerportrait

Bilder: Olaf Deharde

1. Name? Ralf Junker.
2. Künstlername? R.J. Schlagseite.
3. Alter? 39.
4. Wie bist Du auf Deinen Künstlernamen gekommen? Als ich mir mal ein DJ Pseudonym ausdenken musste, lief im Hintergrund die Musik von R.L. Burnside, daraufhin fiel mir Beatside ein und das wiederum heißt wörtlich übersetzt Schlagseite. Da man sich das gut merken kann, heiß ich immer noch so.
5. Wie bezeichnest Du Deine Musik? Ich bin Singer/Songwriter.
6. Warum spielst Du alleine? Ich hab früher oft in Bands gespielt, aber irgendwie kam da nie
das raus, was ich wollte. Nur mit 3 Bands hab ich mal was veröffentlicht. Im Oktober 2006 hab ich dann nach langer Arbeit mein erstes Soloprojekt "Für meine Niederlagen hab ich nichts gekonnt" veröffentlicht.
7. Wie beschreibst Du Deinen Charakter? Humor ist für mich sehr wichtig. Ohne den wäre
ich jetzt nicht hier.
8. Was ist Dein ursprünglicher Beruf? Da ich keine Lehre gemacht habe war ich schon so ziemlich alles. Theatertechniker, Nachtportier, Kinderbuchverkäufer, Autowäscher, Fahrer, Keeper im Sorgenbrecher, Tischlerhelfer, Radiomoderator... Jetzt mach ich gerade einen 1-Euro- Job als Tontechniker.
9.Wie lange dauerte Dein längster Gig? Ich spiele in der Regel 2 Sets. Das erste nüchtern - Das zweite Betrunken.
10. Coverst Du? Auch, aber nur live! Ween, Tom Waits, Hank Williams etc.
11. Deine 3 Lieblingssongs? Hank Williams - "Ramblin Man", Billy Holiday - "God Bless The Child", Jimi Hendrix - "Foxy Lady".
12. Was war Dein schrägstes Erlebnis? Als ich den Song " Begrab mich mit meiner Gitarre" das erste Mal spielen wollte, habe ich mich vorher auf einer kleinen Bank auf Sylt eingesungen. Mir wurde später berichtet, daß es das Grab von Rio Reiser war...
13. Hast Du Groupies? Die Frauen, die ich hatte, waren nicht mit mir zusammen weil ich Musiker bin. Sex&Drugs gehen auch ohne Rock'n'Roll. Alles zusammen ist jedoch unschlagbar.
14. Wann stehst Du auf und warum? Spät, weil ich lang auf bleib und faul bin.
15. Wie lange dauerte Deine längste Betrunkenheitsphase? Kann ich nicht sagen, da ich unglaublich betrunken war. Es wurde aber nicht zum ersten Mal hell, als ich nüchtern war.
16. Dein größter Wunsch? Entweder einen Hit landen oder eine Sexbombe, die mich wirklich versteht. Am besten beides. Weltfrieden, natürlich!

Mehr von Ralf Junker unter
www.schlagseite.net
www.myspace.com/schlagseite

Makrele kocht - 5. Ausgabe

Essen mit: Johanna Leuschen und Lars Kaufmann von Balcony TV Balkonkulturpflegendes Duo, auf der Höhe der Neuzeit. Reisende und medienkulturell durchtriebene Herzensmenschen, deren Enthusiasmus ordentlich gesponsort gehört. Jawohl!

Bilder: Olaf Deharde
Interview: Kerstin Schreier

Gericht: Lasagne nach Balkonienart an knackfrischem Salatallerlei.

Zutaten für die Lasagne: Beste Johannalaune, einen treuen Bier-Holer, sowie einige Nebensächlichkeiten wie zum Beispiel Pastaplatten, Hackfleisch, rote Zwiebeln, Knoblauch (viel!), Champignons, Zucchini, Aubergine, Dose halbpassierte Tomaten, Käse zum Überbacken, Crème Fraîche, Rosmarin, Oregano, Basilikum, Pfeffer, Salz.

Für den Salat: Lollo Rosso, Feldsalat, Rucola, Champignons (Scheibchen), Cherrytomaten (halbiert), Oliven (schwarze, grüne, ganz egal), Fetakäse (hübsch gewürfelt) und lecker Aldi- Antipasti. Alles vermischen. Anschließend mit Balsamico Vinaigrette dressieren.


„Jamaika is gar nich so weit weg,“ meint Olaf und bedankt sich artig bei unserem ortskundigen, rastagelockten Taxifahrer. Nee, ist wohl um die Ecke, denke ich. Wie hätte der sonst von dem Studentenwohnheim de luxe in Eimsbusch wissen können. Hier wohnen sie also: die letzten Studenten ihrer Art, die sich, aller Studiengebühr zum Trotz, aufmachen, um zu ergründen, was die Welt im Inneren zusammen hält. Allen voran: Johanna, Prinzessin von Balkonien und Lars, der kafkaeske Baron vom Balkon.


Die Tür öffnet sich mit geballter Freundlichkeit und eine Wolke von Kräutern der Provence und Knoblauch nimmt uns in Beschlag. Wir überführen Johanna kurzerhand des Betrugs: die Dame hat gegen die Spielregeln verstoßen und vorgekocht. Den Punkteabzug weiß sie allerdings charmant auszugleichen und rattert ohne Luft zu holen ihr Lieblingsrezept runter. Nach dem Motto: „Alles rein da - kräftig würzen - wird schon lecker“ werden zunächst Zwiebeln und Knoblauch angeschwitzt, dann Champignons und Gemüseallerlei angebraten. Das Hackfleisch extra anbraten, anschließend alles zusammen mixen und mit sämtlichen Kräutern, die eine fünfköpfige WG hergibt, ins Jenseits würzen. Noch schnell Tomaten aus der Dose (wer mag nimmt frische) hinzu und schön einköcheln lassen. An dieser Stelle hätte man noch die Entscheidung zu einem Chili con Carne. In diesem Fall bitte statt die Mische mit Pastaplatten zu schichten, einfach die partytauglichen Bohnen reinkippen und Tabasco hinterher.

Johanna entschied sich für die überbackene Variante und schichtete im harmonischen Wechsel Hack-Gemüse, Nudelboden, Crème Fraîche. Dann mit einem Haufen Käse verstecken und ab ins Rohr bis alles weich ist.
Verschnaufpause. Johanna atmet mal kurz, das ist meine Chance.

Balcony TV ist seit dem 1. September 2007 online und darf bereits auf sehr positive Resonanz stolz sein. Bei Balcony TV treten täglich nationale und internationale Künstler auf. Gesendet wird von dem kleinen Balkon des kukuun, direkt über dem Spielbudenplatz. Via unter www.balconytv.de einem internationalen Publikum.

Was ist das Besondere an Balcony TV?
Lars ergreift das Wort: „Wir wollen keine MTVÄsthetik, kein Abziehbild von den Künstlern, sondern echt und lebensnah Kunst in all seinen Ausdrücken auf den Balkon bringen.“ Johanna schnippelt den Salat jetzt live (denn live ist ihre Stärke) und betont, daß es Balcony TV in erster Linie um Authentizität gehe. Das wollen wir mal glauben und fragen weiter: Wieviel Zeit investiert ihr täglich für Balcony TV? Johanna: „Ca. zwei, drei Stunden täglich, würde ich sagen. Je nachdem, was anliegt auch mehr. Die Leute, die wir auf unseren Balkon einladen, müssen erstmal kontaktiert, begeistert und terminlich fixiert werden. Dazu kommen noch die Aufzeichnungen von ca. einer halben Stunde pro Act.“
Olafs Magen verlangt wolfsartig nach Nahrung, Johanna reagiert blitzschnell und platziert kantinengroßzügige Portionen auf unsere Teller.
Der Schmaus kann beginnen.

Was hat Lars eigentlich zu diesem tollen Essen beigetragen?
„Ich habe Bier geholt. Und gekühlt! Und ich wasche nachher ab, dann wirkt das so, als hätte ich mitgemacht.“
Aber da kennt er mich schlecht, so was bringe ich schwarz auf weiß.
Wie sieht euer Langzeitprogramm aus? Lars grinst und meint „Franchise“. Johanna lehnt sich gleich weit aus dem Balkon und will „ein weltweites Balkon-Netzwerk spannen.“ Dabei betonen beide, daß sie ihren Leitlinien treu bleiben werden und Balcony TV inhaltlich unabhängig agiert und lokal coloriert sein muss.
Schön, das klingt so heldenhaft aus diesen Mündern. Was meint Olaf? Der nickt, will noch mehr essen und kaut und fragt und verschluckt sich fast.
Wen hättet ihr denn ganz doll gerne auf dem Balkon?
Johanna: „Ganz klar, Harald Schmidt“. Lars favorisiert die Ärzte und zwar gleich alle. „Ich ruf mal Bela an und frag, was da geht,“ schmatzt Olaf und steigt von Wein auf Bier um. Das passt heute irgendwie besser.
Wir streiten ein bißchen über Aldi-Nord und Aldi-Süd und bilden demokratisch zwei Parteien: Olaf und Johanna finden das 70er Orange vom Süd-Logo ganz groß, Lars und ich bevorzugen es klassisch.
Dann begeben wir uns auf Sinnsuche.
Lars, an was glaubst du? „Das sage ich dir später, darüber muss ich nachdenken.“ Johanna war auf einer katholischen Schule und schlug dementsprechend mit der Pubertät den Weg des Atheismus ein.
Gut, dann versuche ich es mit weltlichen Dingen und werde plastisch: Der perfekte Mann, die ideale Frau – welche Attribute muss er/ sie mitbringen? „Ganz klar: sie muss aus dem Osten kommen, unter 160cm klein sein und Tanja heißen,“ daran zumindest glaubt Lars ganz fest und macht hiermit seine erste öffentliche Liebeserklärung. Wer sich als Kafka-Fan bezeichnet und dennoch eine romantische Ader hat, kann nur Krebs sein. So ist es denn auch.
Johanna, ganz Löwin, weiß was sie will: „Der muss definitiv aufgeschlossen sein, das gewisse Etwas haben, witzig und schlau sein, ach, einfach eine interessante Persönlichkeit sein.“ Olaf reibt sich die Hände und ist sich sicher: diese Personenbeschreibung kann nur auf einen zutreffen: IHN! Das war mein Stichwort. Es wird Zeit, daß ich Olaf das Feld überlasse. Ich verabschiede mich dezent, bedanke mich artig für den netten Abend und verschiebe die Sinnsuche mit Lars auf einen anderen Balkon.

Weinempfehlung von: "Fino Vino – Weine aus Slovenien" – Jozep Zivko (Tel. 0163.1902567):
Lanthieri, 99er Cabernet Sauvignon.
Verkauf: Stilflut, Bahrenfelder Str. 84

Makrele entdeckt - 5. Ausgabe

Plakatekleben und Zufallskunst...

Ecke Simon-von-Utrecht-Straße / Budapester Straße fanden wir die links gezeigte Kombination, nur ein paar Schritte weiter offenbarte sich uns dann der Herr rechts... (Bild unten...)

Makrele geht aus - 5. Ausgabe

Es war im Juni

von Nina

Es war im Juni - was nicht so wichtig ist bis auf zwei Aspekte:
1. Es ist nicht kalt, was einen hemmungslosen Bummel durch die Straßen St. Paulis angenehm macht.
2. Es war der Tag vor meinem Geburtstag und ich wurde von einem guten Freund zu einem Kiezbummel überredet - was die Lawine der Ereignisse überhaupt erst in Gang setzen konnte…

Der Abend beginnt, wie jede ordentliche Kieztour im Lehmitz. Das hat im Wesentlichen drei Gründe:
Erstens bietet das Lehmitz mit seiner illusteren Gästemischung die optimale Einstimmung auf St. Pauli.
Zweitens sind die Getränkepreise nach wie vor vorglühfreundlich und drittens besucht man das Lehmitz wegen der Erhaltung der eigenen Gesundheit am besten lange bevor man das erste Mal zur Toilette muss. Wer je eine andere Entscheidung getroffen hat, weiß was ich damit meine.
Außerdem macht es einen Riesenspaß, die Lokalität genau in dem Moment zu verlassen, wo man noch in die irritierten Gesichter der anwesenden Gäste schauen kann, wenn die zuvor ausgewählt Playlist auf der Jukebox bei Bata Illic und „Mikkkkkkkkaaaaääääällllahahaaa!“ ankommt.
Von dort ziehen wir, der Freund, ein weiterer Freund und ich ins Komet, wo am Donnerstag regelmäßig eine Plattenversteigerung stattfindet, deren Faszination hauptsächlich darin besteht, daß ein angekiffter DJ die seltsamsten Platten der letzten 40 Jahre auflegt und bei nicht erfolgtem Gebot dieselben zerbricht und in die Menge wirft. Ich rette ein Kleinod der Trommelkunst vor der Zerstörung: „Dance with the Devil“ von Cozy Powell geht für einen schlappen Euro in meinen Besitz über - dabei habe ich noch nicht mal einen Plattenspieler. Macht nix, denn das bewahrt mich davor, mich für die ebenfalls ersteigerte „Best of James Last“ bei meinen Freunden rechtfertigen zu müssen - was ich nicht weiter kommentieren
möchte.
Mir wird heute sowieso alles verziehen; denn inzwischen bin ich leicht angeschickert und habe Geburtstag und der sogenannte Freund startet die „meine beste Freundin hat Geburtstag“-Kommunikation mit unserer Umwelt, was uns im Komet Bier von einem anderen Freund und schlimmen Lakritzlikör von der Belegschaft beschert. In einem weiteren Laden, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, führt es zu Sekt vom Wirt und Whiskey von einem spendablen Mitgast. Die Tatsache, daß ich mich an diese und die nächsten zwei Kneipen nicht konkret erinnere, hat folgerichtig mit dem weiteren „Erfolg“ meines „Freundes“ (ha ha) und der Veröffentlichung meines angeblichen Anlasses zum Feiern zu tun. Keine Frau möchte daran erinnert werden, wenn sie der „vorderen 3“ gefährlich nahe kommt - darüber hilft nicht mal Alkohol hinweg. Ich probiere es trotzdem.
Der Hamburger Berg schließlich markiert mein Ende, das Ende des Abends, das Ende meiner Erinnerung.
Ich erinnere mich daran, daß ich den dringenden Wunsch verspüre, ein Taxi und mein Zuhause aufzusuchen, was ich dem „Freund“ (der Sau) verständlich mache.
Mein nächster Moment ist der nächste Morgen, an dem ich mit meinem Hund im Arm aufwache, als das Telefon klingelt.
Mein „Freund“ (der Drecksack) erkundigt sich nach meinem Befinden und nach dem Zustand meines Hinterkopfes. Weil ich doch umgefallen sei, im Ex-Sparr. Was? Ich? Na klar. Sicher. Der mittlerweile ehemalige Freund behauptet doch glatt, ich sei einfach umgekippt und aufgeschlagen. So ein Lügner! „Erst abfüllen und dann noch veraaaaa…aua!“ Denke ich mir, als ich unter der Dusche stehe und Haare waschen will.

Der Fußboden vom Ex-Sparr macht Beulen. Und mit diesem Typen red ich nie wieder. Die James Last Platte hab ich übrigens irgendwo verloren - aber mit Cozy Powell geb ich ordentlich an!

Dienstag

Ilona guckt - 5. Ausgabe


Thalia Vista Social Club

Die Theaterkolumne von Ilona Kira

Wir schreiben das Jahr 2044.
Ich bin mit meinem Raumschiff Cultureprise im Thalia Theater gelandet.
Sternzeit 0800 – einsam putzt eine Mitarbeiterin des Planet Altersheim die Gemeinschafts-Kemenate ihrer Schützlinge. Heute ein unterbezahlter Job – in der Zukunft anders?

Wir wissen es nicht, aber ich registriere einstürzende Wunschvorstellungen und Hoffnungen.

Langsam nähern sich durch die Zimmertür des Gemeinschaftsmoduls die Bewohner der Station. Dem einen muss geholfen werden, der andere nimmt die letzten jugendlichen Energien zusammen um über die Schwelle zu stolpern, andere wiederum irren in geistiger Umnachtung zum Bühnenrand.
Hier schon bereits der erste grandiose Wohlfühleffekt meiner Betrachtungsweise. Hervorragende schauspielerische Qualität bis ins kleinste Detail.

Meine werten Kollegen also am Ende Ihres Daseins. Und immer noch ein hoher Wiedererkennungswert.
Der ewig monologisierende Schwätzer, die ewig Autonome, die auch im Alter mit Beschimpfungen und Mittelfinger nicht spart, der ewig Experimentelle dessen altersgeschwächte Lunge mittels Marihuana am Atmen bleibt, das sich seit ewigen Zeiten treue Ehepaar, welches sich mit einer Mischung aus Orientierungslosigkeit und Helfersyndrom auf vier Beinen gemeinsam durch die Irrungen und Wirrungen des Lebensabends bewegt. Tabletten werden verabreicht, damit der Pianist auch die Tasten trifft, die er gedenkt virtuos anzuschlagen.
Die alternden Protagonisten zeigen uns, was im Alter so wichtig ist: eine eigene innere Melodie und Kreativität. Denn dann macht auch das Altwerden Spaß und hilft über die Audiomonotonie einer dünn singenden Pflegekraft, deren Publikum nicht weglaufen kann, einem immer größer werdenden Pflegenotstand und Beruhigungsmittelüberfluss hinweg.
Ohren zu und durch!
Ohren jedoch weit auf bei den wunderbaren Songs der 70er, 80er und 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts – brillant vorgetragen von den schrägen Senioren des Thalia- Ensembles.

Herrliches und empfehlenswertes Theater!

Nachdenkliches am Rande:
Jüngst sah ich einen TV-Bericht über ein städtisches Alten- und Pflegeheim in Norwegen. Hier wurde auf die Individualität der einzelnen Menschen eingegangen. Man betreute sie ihrem Wesen entsprechend und gab ihnen die Möglichkeit, ihren eigenen Lebensrhythmus zu leben, sprich: also auch eigene Essenszeiten statt Fütterung der Raubtiere um 17.00 Uhr, damit so der Lebensabend genießbar bleibt.
Was doch mit dem gezielten Einsetzen öffentlicher Gelder alles gemacht werden kann!

Und auch das steht uns im Alter ins Haus:
Heuschrecken, auch ausländische Investoren genannt, kaufen sich in die großen Pflegezentren in Deutschland ein, um das hochsensible Geschäft mit Pflege- und Hilfsbedürftigen Menschen mittels Gefechtstaktik der US-Marines "Überraschung - Angriff - Festsetzen" zu übernehmen und auszuschlachten.
Wer sich wehrt, darf gehen – entweder in die Arbeitslosigkeit oder als Bewohner ... wenigstens in den Rausch der Barbiturate.
Eine Kontrolle dieser Pflegezentren ergab, daß kaum Gelder dort ankommen wo sie wirklich hingehören.
Da ich zu jener Altersgruppe gehöre, in deren Zukunft ich einen Blick werfen durfte, danke ich dem Ensemble, daß es mich einer Lösung einen Schritt näher gebracht hat.

Ich überlege, nach Norwegen auszuwandern, doch meine südländische Seele schreit:
"zu Kalt!" ...
Ja ... und hier? ....

Fritz-Kola stellt vor - 5. Ausgabe


Vom Kiez-Kicker zum Koffein-Experten...

Liebe Leser und Makrelen,
ab sofort ist Marcel Abshagen der neue Koffeinexperte für den Vertrieb von fritz-kola auf St. Pauli und in der Schanze!
Er ist ein echter Hamburger Jung und spielte früherer sogar beim FC St. Pauli. Doch mit 27 Jahren ist die Zeit als Stürmer vorbei.
Nun stürmt er auf und für den Kiez und freut sich auf seine „neue Welt“ und vor allem auf viele neue Gesichter.
St. Pauli ist eben nicht nur Millerntor, sondern auch Kiez.
Mit im Gepäck ist auch die neue fritz-limo orange, sowie die neuen 0,2l Flaschen im neuen Design!
Wir sind uns sicher, dass Ihr, die Gastronomen und alle Koffeinjunkies, ihn sofort in „Eure Arme“ schließen werdet!

Wenn Ihr Fragen an Marcel habt:
fritz-kola GmbH
Marcel Abshagen
Liebigstr. 2-20
d-22113 Hamburg
Tel. +49 40 219 071 69 - 0
Fax + 49 40 219 071 69 - 9
Mobil +49 177 80 50 959
E-Mail marcel@fritz-kola.de

Makrele schützt - 5. Ausgabe


Das Sicherheitsportrait

Bilder: Olaf Deharde

1. Name? Petra Vierk.
2. Alter? 54.
3. Familienstand? Geschieden. 2 Kinder, die gehen mittlerweile ihre eigenen Wege und kennen sich in den Kickerkneipen am Hamburger Berg gut aus.
4. Ihr derzeitiger Beruf? Bauprüferin im Bauprüfungsamt Hamburg Mitte.
5. Was muss man eigentlich studieren, um Bauprüferin zu werden? Architektur oder Bauingenieurwesen. Ich habe Bauingenieurwesen studiert, zuerst in einem Ingenieurbüro gearbeitet (Hauptaufgabe: Statik- und Bewehrungspläne bearbeiten und entsprechende Zeichnungen zu erstellen, die die Pläne auch umsetzbar machen). Dann kamen die Kinder. 1993 habe ich im Amt mit einer Halbtagesstelle, 1998 mit einer 3/4-Stelle und 2000 ganztags wieder neu angefangen.
6. Gern wird ja schon vorsorglich auf Behörden geschimpft. Als wir aber erfuhren, wie weit Sie in die Verantwortung genommen werden können, wurde uns erst klar, was Sie alles zu unser aller Sicherheit beitragen. Ich bin für die Umsetzung meiner Aufgaben vollumfänglich verantwortlich. Ein Beispiel: beim Brand am Düsseldorfer Flughafen ist eine Bauprüferin verurteilt worden, weil sie die Notausgangssituation falsch eingeschätzt hat. Dementsprechend muss ich bei Kenntnis eines Mißstandes je nach Gefahrenlage unverzüglich handeln. Ich möchte nie erleben, daß es wirklich mal zu einem Brand kommt. Nicht, weil ich eventuell zur Verantwortung gezogen werden könnte, sondern weil es einfach eine so schreckliche Vorstellung ist und ich meines Lebens nicht mehr froh würde.
7. Wieviel Alkohol können Sie vertragen? Kommt darauf an, wie gut die Runden sind. (lacht).
8. Was trinken Sie nie? Spirituosen. Früher schon eher mal. Doch heute bevorzuge ich das Glas Wein. Obwohl – ich mache übrigens Tanzsport – es bei der einen oder anderen Tanzsportveranstaltung schon mal eine Runde “Schwarzwaldteufel” gibt.
9. Was sind für Sie die blödesten Erlebnisse? Wenn ich ein Gewerbe schließen muss. Das tut mir meist für den jeweiligen Antragsteller unendlich leid.
10. Was sind für Sie hingegen die schönsten Erlebnisse? Interessante und spannende Bauvorhaben. Zum Beispiel das Schmidt Theater hat mir Freude gemacht. Der Stadionneubau des FC St. Pauli macht auch Spaß. Es ist schön, wenn etwas Gutes und Neues entsteht.
11. Der blödeste Spruch, der Ihnen jemals begegnet ist? Als ein stadtbekannter Bauherr, der sich gerade in staatlicher Obhut befindet, mich eines Tages anrief (es war die allererste Kontaktaufnahme) und ins Telefon säuselte: “Oh Frau Vierk, Sie haben ja so eine schöne Stimme, sie sind ja so eine tolle Frau.” Das war einfach derart plump und zu leicht zu durchschauen.
12. Als Pendant die schönsten Äußerungen? Schön ist es, wenn man Feedback bekommt.
13. Was stört Sie auf St. Pauli? Die Betrunkenen, die Obdachlosen. Da muss man etwas tun. Um die muss man sich einfach kümmern. Die teilweise Aggression ist ja nachvollziehbar. Es ändert sich viel und Veränderung macht Angst und frustriert. Das wiederum forciert Aggression. Damit darf man die Menschen nicht alleine lassen. Die familiären Strukturen auf St. Pauli werden gerade stark herausgefordert. Die Investoren ändern sich. Es kommen immer mehr große und anonyme Projektentwickler in den Stadtteil. Die Investor-Familien hingegen werden weniger.14. Was lieben Sie an St. Pauli? St. Pauli ist bunt. Hier trifft man alle Facetten. Ich mag den direkten Kontakt zu den Geschäftsleuten. Zu den professionellen etablierten genauso wie zu den kleineren und chaotischen.
15. Was wünschen Sie sich? Daß die Leute die Angst vor der Behörde verlieren und sich rechtzeitig beraten lassen. Wir sind keine Menschenfresser. Und für St. Pauli: weniger Gewalt.
16. Wie wird St. Pauli in 10 Jahren sein? Nicht mehr das, was es mal war.

Feigl empfiehlt - 5. Ausgabe

Veranstaltungs-Empfehlungen

von Günther W. Feigl

NEIL DIAMOND in der Color Line Arena
Neil Diamond, kommt am 2. Juni 2008 mit seiner spektakulären Show in die Color Line Arena. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, über
CTS Eventim 01805-570000 (0,14 Euro/Mobilfunktarife können abweichen)
und über das Hamburger Abendblatt Center.






MARIA STUART von Friedrich Schiller im Thalia Theater

Fasziniert vom Schicksal der Maria Stuart, plante Schiller bereits nach der Beendigung von ,Kabale und Liebe' ein Drama über die schottische Königin. Sein Königinnendrama stellt die Frage nach dem Verhältnis von Macht und Moral, beschreibt den Einfluss von ganz privaten Gefühlen und Interessen auf Politik. Darin drückt sich eine tiefe Skepsis Schillers gegenüber der Möglichkeit moralischen, politischen Handelns aus, zu der nicht zuletzt die Pervertierung der Französischen Revolution beigetragen hat.
Foto: Arno Declair



DER FALL WINSLOW von Terence Rattigan im Ernst Deutsch Theater
Arthur Winslows junger Sohn Ronnie, Kadett auf einem Marine-College, wird der Veruntreuung und Urkundenfälschung angeklagt.
Deshalb soll er die militärische Elite-Kaderschmiede unehrenhaft verlassen. Eine Schande für die Familie. Arthur setzt Himmel und Hölle in Bewegung um die Anschuldigungen zu widerlegen.
Der zermürbende Rechtsstreit zieht sich hin. Die Kosten für den Weg durch die Instanzen bringen die Winslows an den Rand des Ruins, die Familie droht zu zerbrechen. Arthur wird krank. Ist Ronnie wirklich unschuldig?
Das Stück reflektiert die Frage nach dem Preis, den wir zu zahlen haben, wenn wir uns einer "guten Sache" bedingungslos verschreiben.
Wann ist man in einem Mechanismus gefangen, den man nicht mehr kontrollieren kann? Wie weit darf man sein leidenschaftliches Engagement treiben?


MICHAEL KOHLHAAS von Heinrich von Kleist im Deutschen Schauspielhaus
"An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit." So beginnt eine gleichermaßen ungeheuerliche wie ergreifende Erzählung der deutschen Literatur. Sie erzählt in freier Anlehnung an einen historischen Fall die Geschichte eines Roßhändlers, der um zwei Rappen gebracht wird, die ein Landjunker als Pfand für einen fehlenden Paßschein einbehalten hatte.
Er verlangt sein Recht. Mit dieser Forderung verhakt er sich in einer Kette von Ungerechtigkeiten.
So wird der Fall grundsätzlich. In den Worten Kleists: "Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.", Er brennt die Burg seines Widersachers nieder und löst, da der entkommen kann, mit seiner Verfolgung einen wahren Flächenbrand aus.



DER GOTT DES GEMETZELS von Yasmina Reza im St. Pauli Theater
Zwei Ehepaare (Mitte 40) treffen sich, um herauszufinden, warum ihre halbwüchsigen Söhne sich vor kurzem geschlagen haben. Daraus wird eine erbitterte Auseinandersetzung über Erziehung, den Umgang mit Gewalt und das richtige Elternverhalten. Die Situation eskaliert zunehmend.
Reza zeigt mit scharf gezeichneten Figuren – aber zum Schreien komisch – wie dünn die Decke der Zivilisation ist und warum die Kinder ein genaues Abbild ihrer Eltern sind, so als hätte sie sich seit langem auf Hamburger Schulhöfen umgesehen.
Im Plan zu finden auf Seite 24.


DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI im Theater in der Basilika
Jan und Peter kämpfen auf ihre eigene Art gegen das Establishment: Sie steigen in luxuriöse Villen ein, stehlen aber nichts, sondern bringen alles nur durcheinander, um die "Bonzen" zu verunsichern. Sie hinterlassen dabei Nachrichten wie "Die fetten Jahre sind vorbei" und unterschreiben mit "Deine Erziehungsberechtigten".
Als Jan Peters Freundin Jule in das Geheimnis einweiht, fangen die Probleme an...




DER STEPPENWOLF im Altonaer Theater
Der hochintelligente Einzelgänger Harry Haller hat vieles gelernt, nur eines nicht: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Alles strebt der Katastrophe zu, wären da nicht Hermine und das "Magische Theater".
Hermann Hesses Nobelpreis-Roman wird von Hausregisseur Gil Mehmert inszeniert. Mit einfachsten theatralen Mitteln kreiert er einen fantastischen, magischen Kosmos aus Schauspiel, Musik, Gesang und Tanz.
Foto: Markus Steffen




SCHRECKEN UND LUST im Bucerius Kunst Forum.
Die Versuchung des heiligen Antonius. Die Ausstellung bietet den ersten repräsentativen Überblick über die Geschichte der Identifikation der Künstler mit diesem Thema. 70 Gemälde, Zeichnungen, Radierungen und illustrierte Bücher vom Beginn des 14. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, von den frühen Kodices über die Bildwelten des Hieronymus Bosch bis zu ihrer Persiflage bei David Teniers und Felicien Rops. Darunter Werke von Paolo Veronese, Jan Bruegel d. J., Salvator Rosa, Lovis Corinth und James Ensor.




Fèlix Vallotton. IDYLLE AM ABGRUND in der Hamburger Kunsthalle
Ehebruch in Plüsch und Purpurrot.
Bizarre Posen, verschämte Umarmungen, schweigende Interieurs, beredte Schatten – Fèlix Vallottons Kunst ist von beißendem Sarkasmus und schwarzem Humor durchdrungen und machte ihn zu einem international beachteten Avantgardisten der Moderne. Vom 15. Februar bis 18. Mai 2008 zeigt die Hamburger Kunsthalle den kühlen Beobachter bürgerlicher Doppelmoral.




SYLT. INSEL ZWISCHEN HIMMEL UND MEER im Altonaer Museum
Sylt – ein mit vier Buchstaben beschriebenes Klischee. Sylt ist ein Mythos. Sylt ist schön. Sylt kann auch hässlich sein. Zwölf Fotografen waren vor Ort und hielten fest, was ihnen auffiel. Zwölf Positionen, deren Älteste aus den 1960er Jahren stammt und deren aktuellste im Herbst 2007 fotografiert wurden. Das Ganze ist angereichert durch Gemälde, Textilien und Postkarten aus der Sammlung des Altonaer Museums.
Fotografinnen+Fotografen: Julia Baier, Peter Bialobrzeski, Denis Brudna, Tine Casper, Julia Einsiedler, Volker Hinz, Britta Isenrath, Horst Klöver, Robert Lebeck, Christian Popkes, Martin Pudenz, Grit Schwerdtfeger

Zierfische - 5. Ausgabe

Sonntag

Julia's Tips - 5. Ausgabe

Veranstaltungs-Tips

von Julia

01.03.2008 – Art Store St. Pauli
VERNISSAGE. Eine Ausstellung des Malers und Comic-Zeichners JON H. Fanatisch bunte Bilder von Männern, Frauen, Haustieren, Fischen, Schiffen, Kränen, Indianern, Autos und Ufos. Für Musik sorgt Th. Siebert an der elektronischen Gitarre. Ab 20 Uhr
Im Plan zu finden auf Seite 33.

09.03.2008 – Schmidt Theater
DEAF CAVEMAN - Die Gebärdensprach-Adaption des Kult-Theaterstücks CAVEMAN.
Deaf Caveman Marco Lipski nimmt sich des Unterschieds zwischen gehörlosen Männern und gehörlosen Frauen auf humorvoller Art und Weise in Gebärdensprache an (für Hörende auch mit Obertiteln).
Im Plan zu finden auf Seite 24.

13.03. 2008 – kukuun
FREIZEITKLUB – Komik, Livemusik und Lebenshilfe. Mit Moderatorencasting für den KIEZ-KANAL – dem neuen Internet-Fernsehen von und für St. Pauli
Im Plan zu finden auf Seite 24.

15.03.08 21 – Angel*Klub
BEST OFF STICKER AWARD 05 - 08.
Ab 21 Uhr findet am 15.03. die Vernissage mit Sounds und Visuals zum Thema Streetart statt.
Ausstellung vom 7.03. - 12.04.08
Öffnungszeiten. Fr+Sa ab 19 Uhr / So 10-18 Uhr.
Im Plan zu finden auf Seite 30.

18.03.2008 – Molotow
WINTERKIDS (PEASLAKE, GB).
Letztes Jahr veröffentlichten sie ihre EP "Wonderland" auf Tapete und spielten sich bereits auf einer kleinen Tour mit ihrem frischen, englischen, tanzbaren Rocksound in die Herzen und Beine des Publikums.
Im Plan zu finden auf Seite 24.

20.03.-24.03.2008 – kukuun
++HASENBART +++ die ultimative Osterausstellung …
Im Plan zu finden auf Seite 24.

22.03.2008 - King Calavera
SKEPTIC ELEPTIC, das österreichische Aushängeschild in Sachen Punk/Glam-Rock, 70s and Garage machen Station in Hamburg.
– Die MAKRELE hofft, es findet statt! (siehe "Gerüchte" auf Seite 13) – Weitere Infos unter: http://www.myspace.com/skepticeleptic
Im Plan zu finden auf Seite 25.

26.03.2008 – Schauspielhaus-Kantine
(Kirchenallee 39)
DIRK DARMSTAEDTER'S HOOTENANNY.
Dirk Darmstaedter gibt als Gastgeber zum ersten Mal in entspannter Runde, Songs aus seinem reichhaltigen Repertoire zum Besten. Die Bühne teilt er dann mit jeweils 1-2 weiteren Überraschungs-Gästen, 20.30 Uhr,
Eintrittspreis: 12,50 €

26.03.2008 – Esskultur
LIVE: ANNA DEPENBUSCH.
Annas Musik lebt von ihrer ausdruckstarken Stimme und ihrer authentisch-poetischen Kraft. Jazz-Pop-Liedermacher-Kreationen. Musikalisch von Tangorhythmen über Popballaden bis hin zu Jazzkompositionen reichend.
Im Plan zu finden auf Seite 24.

27.03.-29.03.2008 – kukuun
KLANGBILD.
Die Künstlerin Ute Geissler kalligraphiert und vereweigt auf ungewohnte Weise Songtexte an die Wände des kukuuns. Die Künstlerin verknüpft mit ihrer Arbeit visuelle und akustische Dimensionen. Parallel zum Schaffensprozess treten die musikalischen und textlichen Urheber auf der Bühne des kukuuns auf.
27.03. JADE ELL, Kathrin Wulff – zwei Singersongwriter(innen) der Extraklasse
28.03. Kai Uwe Kolkhorst, Claudius Mach (Lüneburg und Berlin rocken), im Anschluss NAPOLEON.
29.03. Shardale, ULLC (groovy), im Anschluss ILLYA PLAYS FOR PUSSYCATS.
Eintritt je 5,- Euro, DreiTagesTicket: 10,- Euro,
Reservierung unter:
kontakt@kukuun.com
Im Plan zu finden auf Seite 24.

30.03.2008 - Uebel & Gefährlich
(Medienbunker, Feldstrasse)
Patrick Watson und Band
Zu ihren Einflüssen zählen sowohl Nick Drake als auch klassische Komponisten wie Eric Satie und visionäre Pop-Forscher wie Björk. Auf dem aktuellen Album verbindet das Quartett aus Montreal vielfältige Einflüsse zu wunderschönen und zarten, aber dennoch oft überraschend kantigen Songs. Tickets: 15 Euro zuzüglich Gebühren an allen bekannten CTS-VVK-Stellen.

Start des Vorverkaufs für das Reeperbahn
Festival (25. - 27. September 2008).
ist gestartet. www.reeperbahnfestival.com und Tickethotlines:
040-413 22 60 oder
01805-62 62 80 (€ 0,14/min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen)

Aufruf an alle Streetart Künstler
Das GRÜNANLAGE FESTIVAL, welches am 02. - 03. August 2008 in Hamburg stattfindet, sucht noch Streetart Künstler aus allen Bereichen, die Ihre Werke (anonym oder auch nicht) präsentieren möchten.Bei Interesse bitte bis Ende April eine e-mail an:
festival@gruenanlage.net

Weitere Tips von der MAKRELE über Lokalitäten wie Restaurants, Clubs, Bars, etc. gibt es unter: 0180-3684391-070 (€ 0,09/ min. aus dem dt.. Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen).

Makrele schimpft II - 5. Ausgabe

Bald Live-Musik-Verbot auf dem Hans-Albers-Platz?

von Julia

Erstaunen macht sich breit. Der Makrele-Redaktion ist das Gerücht zu Ohren gekommen, im King Calavera könnten in Zukunft keine Live-Konzerte mehr stattfinden, bzw. diese seien stark gefährdet.
Warum?
Weil ein (!) Anwohner sich regelmäßig beschwert und das King Calavera mit Anzeigen und Polizeibesuchen überzieht.
Wir gehen kurz in uns ...
Wo befindet sich das King Calavera?
In Blankenese? In Eppendorf? Oder eventuell in einer der ruhigeren Seitenstrassen von St. Pauli? NEIN! Das King Calavera liegt direkt am Hans-Albers-Platz...!

Ist dieser Ort für seine ruhige und entspannte Atmosphäre bekannt? NEIN, und das bereits seit vielen, vielen Jahren. Eine gewachsene und bekannt turbulente Nacht- und Partyszene hat hier seit Langem ihre Existenz.

Sehr geehrter Anwohner,
wer auch immer Du bist, WARUM bist Du hierher gezogen und – wenn Dich hier so vieles stört – WARUM ziehst Du nicht fort? Zum Beispiel in die Brigittenstraße, die Wohlwillstraße, die Hopfenstraße, oder, oder, oder ... ?!

Die MAKRELE würde es stark bedauern, wenn die Existenz des King Calavera durch so ein egomanisches und realitätsfremdes Verhalten bedroht sein sollte und schickt mal wieder einen Appell an die Politik:
Bei allem Interesse, die Lebens-Qualitäten für die Anwohner St. Paulis zu bewahren, bewahrt bitte auch die Kultur und das Nachtleben! Unternehmt etwas gegen die Unklarheiten in den Wohn-/Gewerbegebiets-Definitionen! Alle Schwüre, alle Versprechungen etwas für die Musik-Kultur St. Paulis unternehmen zu wollen, werden vor diesen Hintergründen Makulatur!

Makrele mixt - 5. Ausgabe

Das Barleuteportrait

1. Name: Jenny.
2. Alter: 26.
3. Familienstand: ledig.
4. Urspruünglicher Beruf: Ausgebildete Werbekauffrau, seit 1 Jahr Selbsständige im Bereich Promotion.
5. Wo arbeitest Du? Mother's Fine Coffee.
6. Welchen Kaffee trinkst Du am liebsten? Ne Soja-Latte mit Praline-Nuss und einem Schuss Karamel oben drauf.
7. Wie ist Dein Schlafpensum? Ich schlafe viel und gerne. Ansonsten halt so wie es kommt.
8. Was trinkst Du nie, verkaufst Du aber oft? Americano.
9. Wie bist Du nach St. Pauli gekommen? Ich bin ursprünglich aus Bielefeld und habe eine alte Schulfreundinn in der Hopfenstr. besucht. Ich hab mich hier sofort wohl gefühlt. Nach ein paar Tagen habe ich dann ein Schild an der Tür vom Steakhaus auf dem Dom gesehen, wo eine Mitarbeiterinn gesucht wurde. Ich konnte sofort anfangen. Ich bin dann abends noch mit meinem Seat Ibiza anch Hause gefahren, habe mein Psychologie-Philosophie-Linguistik- Studium geschmissen und bin mit einer Matratze, ein paar Klamotten und meiner Lieblingslampe in die WG eines Freundes gezogen. Abends lag ich im Bett und bin zufrieden bei Schiffsgetute eingeschlafen. Das war Ostern 2002.
10. Dein nervigster Gast? Da war mal einer, der war so betrunken, daß er alles vollgesaut hat und alle Gäste blöd angequatscht hat. Der war echt unangenehm!
11. Und der Netteste? Mein Freund und natürlich meine lieben Mitbewohner.
12. Dein größter Wunsch? Ein möglichst interessanter Job. Trotzdem aber genug Freizeit. Und Weltfrieden, natürlich!
13. Deine lustigste Geschichte auf St. Pauli? Ich bin mal 1 Jahr Fahrrad-Taxi gefahren. Bei den Harley-Days sollte ich dann kurz vor Feierabend zwei richtige Rockerjungs von der Innenstadt zum Kiez fahren. Eine der schlimmsten Touren die man fahren kann! Nach einem Drittel der Strecke haben die beiden mich dann abgelöst. Das war für alle Beteiligten ein Riesenspaß. Trinkgeld gab es trotzdem.
14. Wie beschreibst Du Deinen Charakter? Extrovertiert. Manchmal ein wenig zu viel! Ich rede ziemlich viel und bin sehr neugierig. Kreativ bin ich auch.
15. Wen hättest Du gerne als Gast? Meine Oma. Die war nämlich noch nie in Hamburg -Pause- ORLANDO BLOOM! Am besten beide.
16. Was magst Du an St. Pauli? Das man mit Jogginghose einkaufen gehen kann, ohne blöd angestarrt zu werden. Natürlich mag ich den Hafen, die Ehrlichkeit der Menschen, daß Penny bis 23 Uhr auf hat, und daß man soviele Kneipen vor der Tür hat.
17. Wie siehst Du St. Pauli in 10 Jahren? Von ganz weit weg und in guter Erinnerung. Ich werde aber immer wieder gerne wiederkommen.

Makrelendiskurs - 5. Ausgabe

Videopanel 2008

von Sonja

Wie war das wohl, als unsere Vorvorvorfahren vor gut 30.000 Jahren ihren Spaß bei einem chilligen Zusammenhocken in der vom Feuerschein erhellten Höhle hatten und Vetter Erich mit den neuesten „Gedanken-und-Geschichten-zu-den- Malereien-an-der-Wand“ aufwartete?

Sicher spannend. Die flackernde Lichtquelle kann mit ein bißchen Phantasie für bewegte Bilder gesorgt haben.

Uralt diese Art der visuellen Kommunikation und doch fast wieder zeitgemäß. Einen weiten Weg hat die Entwicklung des künstlerischen Ausdrucks seitdem genommen. Über das Ölgemälde, doch wieder direkt auf die Wand.

Videokunst, gleichgültig ob computeranimiert oder ganz klassisch gefilmt und geschnitten, ist eine sehr zeitgemäße Kunstform geworden, die sich mit unserer stark durch visuelle Medien geprägten Zeit gut auseinandersetzen und sie spiegeln oder persiflieren kann.

Im Januar fand in der Clemens-Schultz-Straße 85, in einem leerstehenden Laden, das zweite Videopanel Hamburgs statt. Die ganze Location war für eine Woche mit großen Leinwänden ausgestattet, auf denen 11 Videokünstler ihre Arbeiten zeigen konnten. Vertreten waren unter anderem Künstler aus New York, Tel Aviv und Hamburg.

Die Räumlichkeiten waren wie gemacht für die Veranstaltung. Viele Räume verschiedenster Größe und Art. Alles weiß gestrichen. Eine große Halle mit hoher Decke. Hier eine Treppe hoch, da eine Stahlwendeltreppe hinunter. Besonders die in den dunklen Kellerräumen gezeigten Filme hatten schon durch das Ambiente gewonnen.

So wie das Video „Nightmare on Elmstreet 2:36:21“. Grusel!

Dieses Werk ist von der Hamburger Künstlerin Cordula Ditz und läuft, wie der Titel schon nahelegt, 2 Minuten, 36 Sekunden und 21 Frames. Es sind nur die Sequenzen des Horrorstreifens zusammengeschnitten, in denen keine Menschen im Bild zu sehen sind. Trotzdem bleibt die Stimmung des Films erhalten. Die aneinander geschnittenen, menschenleeren Einstellungen wechseln schnell, aber durch die auf Gruseleffekt angelegte Kameraführung, den Sound und die dunkle Szenerie wird die Stimmung des Films unverstellt dargeboten. Und das auf einer Riesenleinwand in einem Kellerraum!






















In einem weiteren Kellerraum dann das stimmungsmäßige Gegenstück: Ein Synchronschwimmer – ein Bild von einem Mann – in vielen Unterwasseraufnahmen eingefangen. Der ganze Raum ist von der Leinwand her in blaues Licht getaucht. Bill May, Trainer der amerikanischen Olympiadamen im Synchronschwimmen, begnadet in Hochglanz gefilmt und sehr sexy. Das hab ich mir zweimal angesehen :)

Zurück in den ersten Raum, in dem ein computeranimiertes Video läuft. „Just a second, life“ thematisiert das Leben im Netz. Auf einer Waldlichtung sitzen stylische, junge Menschen auf Baumstümpfen. Immer einer von ihnen hebt die Arme vor die Brust und tippt in eine imaginäre Tastatur.

Was, das ist unten im Bild zu lesen. Sie chatten im virtuellen Raum. Es gibt keine Berührung, keinen Blickkontakt. Sie philosophieren und suchen Antworten, aber nur mittelbar. Die Hauptfigur hat, wie eine Maske, die Google-Startseite auf ihren Gesichtszügen liegen. Eine spürbare traurige Kälte liegt in diesem Film.



Die Suche nach Nähe und Zärtlichkeit führt die Zweitidentitäten durch verwunschene Sexgärten von einschlägigen Erwachsenenseiten, nur hier kommt es zu Berührungen, die ja allerdings auch nur von den Chattenden gedacht sind und nie reale Nähe ersetzen können. Eine sehr realistische, filmische Darstellung dessen, was im Netz mit der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Suche nach Wärme passieren kann.

Den ausgeschriebenen Videopreis des Videopanel 2008 hat dann aber eine auf den ersten Blick unaufwendige Arbeit erhalten. Ein reales schriftliches Abhörprotokoll des FBI zur Zeit McCarthys – für den Film nachgestellt – ist Grundlage dieser filmischen Umsetzung von Bedrohung und damit stark empfundener Beklemmung amerikanischer Bürger durch die schwarzen Listen des Staates, welche das Bekämpfen von „kommunistischen Umtrieben“ erleichtern und systematisieren sollte.

Protokolliert wurde während einer Dinnerparty eines befreundeten Ehepaars des damals wegen „kommunistischen Umtrieben“ zum Tode verurteilten Ehepaars Rosenberg. Die Anwesenden wissen, daß sie belauscht werden und genau das setzt der Film um. Gezeigt werden nur ein Hausflur und ein Blick auf eine dunkle Straße, der Inhalt macht die Brisanz aus und die bedrückende Stimmung überträgt sich auf den Betrachter.

Übel aktuell, denn „innere Sicherheit“ ist auch heute wieder ein Schlagwort, das bemüht wird, um die Bürger des eigenen Staates, hier wie dort, ins Visier zu nehmen.

Gerade die Vielfalt der durchweg guten Beiträge hat das Videopanel zu einer sehr lohnenden Veranstaltung gemacht. Ein großes Lob an die Veranstalter, die man unter „Stile der Stadt“ im Netz findet.

Steinzeit-Vetter Erich wäre stolz gewesen.

Makrele erzählt - 5. Ausgabe

Die St.-Paulianer…

eingesandt von Kathrin Fischer

Luise (eine Künstlerin, die mit dem Fahrradtaxi Gäste durch St. Pauli fährt) hatte eine Bekannte aus Spanien zu Besuch. Während sie über den Kiez gingen, machte sich diese ihre Gedanken. Ihr war aufgefallen, daß es hier eine sehr mächtige Sekte zu geben schien: die St. Paulianer. Als Luise sich wunderte erklärte die Spanierin, daß die Sekte allgegenwärtig sei und sehr offensiv mit ihrer Überzeugung umginge. Sie hatte Menschen mit St.-Pauli-T-Shirts, -Jacken und -Mützen gesehen. Jene, die sich ihres Glaubens noch nicht ganz sicher waren, hatten lediglich St.-Pauli-Schlüsselbänder. Aber es war nicht zu übersehen, daß es sich um eine große Sache handeln musste. Sie machte sich Sorgen und wollte wissen, was es damit auf sich hatte. Luise versuchte zu erklären, was sich als nicht leicht erwies, da sich ihre Bekannte ihrer Theorie sehr sicher war. Als Luise dann auch noch mit Fußball anfing, guckte die Spanierin sie nur noch stirnrunzelnd an. Es war klar, daß sie – Luises Versuch nichts auf Hamburg kommen zu lassen in allen Ehren – nicht für glaubwürdig hielt.

Makrele berichtet - 5. Ausgabe

Was war los auf St. Pauli?

von Patrick

Am 17.2.2008 um 12 Uhr fand sie statt, die Demo gegen das zum Jahresanfang 2008 eingeführte Rauchverbot, organisiert von der Hamburger FDP.

Auf der sehr gut besuchten Demonstration wurden Forderungen laut, daß das aktuelle Rauchverbot eingeschränkt werden, beziehungsweise eine Ausnahme vor allem für "Ein-Raum-Gaststätten" gemacht werden muss.

Denn im Gegensatz zu den größeren Lokalen, in denen weiter geraucht werden darf, wenn es extra Raucherräume gibt – ergo es sich für diese nur um ein eingeschränktes Rauchverbot handelt – gilt für die "Ein-Raum-Gaststätten" das Rauchverbot uneingeschränkt. Es handelt sich bei diesem Gesetz also um eine Ungleichbehandlung, dies ist verfassungsrechtlich schwer bedenklich.

Die Gastwirte fragen sich, warum nicht auch in Hamburg, wie zum Beispiel schon in Rheinland- Pfalz, eine Ausnahme gemacht wird, um die Existenz der "Ein-Raum-Gaststätten" nicht zu gefährden.

Die Ausnahme in Rheinland-Pfalz gilt für "inhabergeführte Ein-Raum-Gaststätten" ohne Beschäftigte, so der VGH (Verfassungsgerichtshof) nach seiner Eilentscheidung gegen das Rauchverbot in diesen Betrieben. Die Richter gaben den dortigen Kneipenbetreibern Recht, die kein abgetrenntes Zimmer für Raucher zur Verfügung stellen können und sich deshalb in ihrer Existenz bedroht sehen.
Die Klage: "Das Rauchverbot beeinträchtige sie tendenziell stärker als die Besitzer von Gaststätten, die Raucherräume einrichten könnten."

"Das Rauchverbot habe einen unverhältnismäßigen Eingriff in das Eigentum und in das Grundrecht auf freie Berufswahl zur Folge", begründete einer der Gastronomen seine Verfassungsbeschwerde. "Es sei mit deutlichen Umsatzeinbußen zu rechnen, da mindestens 80 Prozent der Stammkunden Raucher seien."
Diese Argumentation nannte das Gericht nachvollziehbar und gab daher der Klage Recht.

Makrele Freizeitklub - 5. Ausgabe

Makrele macht Freizeit

von Julia

Schubs und schon wieder eine neue Rubrik. Und das aus einem wunderbaren Anlaß. Denn der Freizeitklub geht wieder an den Start. An den Freizeitklub werden sich vielleicht einige noch erinnern. Dieser startete im Jahr 2002 seine Geschichte.

Anfänglich als Motivations- und Spaß-Show für Arbeitslose gedacht, verwandelte sich der Freizeitklub alsbald zu einer Mischung aus Talententdeckung-, Förderung und Interaktionskomik.
Kein geringerer als Yared Dibaba war unser Dream-Team-Moderator – bis ihn der NDR verpflichtet hat. Nunmehr reist Yared also entweder plattdeutschsprechend durch die Welt oder moderiert zusammen mit Frau Tietjen eine der etabliertesten aller Talksendungen, nämlich "Talk mit Tietjen" (vormals "Herman und Tietjen", nun "Die Tietjen und Dibaba").
Aus diesem Grunde war der Freizeitklub im Jahr 2007 auf Eis gelegt.

Die Fannachfragen rissen aber nicht ab, so daß nunmehr unter maßgeblicher Federführung von Tim Diedrich ab März der Freizeitklub in eine neue Ära startet (Yared avisiert zumindest den einen oder anderen Besuch).
Und das Schönste ist: die MAKRELE macht mit! Die MAKRELE bekommt ihre eigene Rubrik und ist damit für euch das erste Mal redaktionell live zu erleben. Im Gegenzug greifen wir hier an dieser Stelle Themen des Freizeitklubs auf, berichten euch, was es zu erleben gab oder was zu erleben sein wird.

So denn auch gleich zu der Relaunch-Premiere am 13. März mit dem mental stimulierenden Titel “Ostern was soll das? Oder: Nach der Wahl ist vor der Wahl”.

Mit dabei ist auch unter anderem BALCONY TV (www.balconytv.de), die auch gleich einen ihrer Balkon-Künstler präsentieren: Jean Luke wird im Anschluss an die Haupt-Show, sein musikalisches Können zum Besten geben.

Weitere Rubriken: “Der Aufreger des Monats” – hier habt ihr 3 Minuten Zeit, zu einem Thema eure Meinung zu sagen (Achtung das Publikum darf euch im Zweifel von der Bühne pfeifen); das beliebteste Publikumsspiel des Freizeitklubs “Frauen gegen Männer” geht in die nächste Runde; neu eingeführt: “heiteres Berufe-Raten” und “der sprechende Fisch” – ob Kurz-Talk oder Themenvorstellung, hier gibt die MAKRELE ihren Senf zum Besten; genauso freuen wir uns auf neue Lebensweisheiten von “UFFE”… und auf alles, was das Leben noch so zu bieten hat.
Und last but not least: für den KIEZ-KANAL, dem neuen St. Pauli Web-TV-Format, findet im Freizeitklub das "ultimative MODERATORENCASTING" statt. Ihr wollt ins Fernsehen? Ihr wollt der neue Renner im Netz sein? Ihr wollt der Weltöffentlichkeit St. Pauli näherbringen?
Dann seid dabei am 13.03.2008, um 21 Uhr im kukuun (Spielbudenplatz 22).
Der Eintritt ist sogar frei.

Makrele tickt - 5. Ausgabe

++Ticker ++ Ticker ++ Ticker ++

Nachrichten:

11.02.2008
++ Andy Grote (SPD) und Prof. Nobert Aust (Schmidttheatergruppe) luden zum Thema “Kreativoffensive fuür St. Pauli” in den Salon des Schmidt-Theaters. Resumée der Gesprächsrunde war einerseits, daß Hamburg mit dem Stadtteil St. Pauli für die Kultur- und Kreativwirtschaft gute Vorraussetzungen hat.
Der besondere Mix aus Theater, Nachtleben, Sub- und Clubkultur sei ein Alleinstellungsmerkmal, das sich gegenüber Berlin behaupten könne. Es wurden aber auch Befürchtungen vor der Schickimickisierung und damit vor dem Abzug der Subkulturszene als Innovationsmotor laut. Es gäbe immer weniger Freiräume für Experimente. Herr Grote stellte dar, wie er sich das politische Engagement vorstellt. Ziel sollte sein, Grundeigentümer und Kulturszene näher zusammenzubringen, neue Freiräume, beispielsweise in den schwer nutzbaren Wohnräumen direkt an der Reeperbahn zu schaffen und im Gegenzug die Seitenstrassen als Wohngebiete zu entlasten. Zudem soll mehr preiswerter Wohnraum geschaffen werden. Hier führte Grote die Pläne für die alte Pestalozzischule an.
Weiterhin sollten kleinere kulturelle Gewerbetreibende zukünftig über ein Mikrokredit-System unterstützt werden. ++

13.02.2008
++ Demonstration der Hamburger Clubs vor dem Hamburger Rathaus. Das Clubkombinat hatte zu einer eindrucksvollen Performance aufgerufen. Die Hamburger Clubbetreiber trugen unter dem Motto “Musik statt Messer” am 13.02. symbolisch die Clubkultur zu Grabe und machten damit auf ihre dringenden Bedürfnisse aufmerksam.
Im Kern geht es um die Fragen nach der Stellplatzabgabe, Lärmschutz, Freiräume und dergleichen mehr. ++

17.02.2008
++ Demonstration Hamburger Gastwirte gegen das Nichtraucherschutzgesetz. Die Makrele hat dazu in der Rubrik “Makrele berichtet” (Seite 15) eine längere Mitteilung verfasst. ++

Mitteilungen:
++ Das OXMOX hat eine ganzseitige Anzeige der rechtsradikalen DVU abgedruckt (Ausgabe 02/08). Dementsprechend wird “Frau Hedi” ab sofort das OXMOX nicht mehr bemustern. ++

++ Die Makrele startet ab sofort die aktive Zusammenarbeit mit Altona TV, um St. Pauli mit dem “KIEZ-KANAL” endlich sein eigenes WEB-TV zu schenken. Am 13.03. findet dazu im Freizeitklub ein Casting für Moderatoren statt. (siehe auch "MAKRELE Freizeitklub" auf
Seite 14). ++

Gerüchte:
++ Der Makrele-Redaktion ist zu Ohren gekommen, daß im King Calavera in Zukunft keine Live-Konzerte mehr stattfinden könnten, bzw. diese seien stark gefährdet.
(mehr dazu unter "MAKRELE schimpft II" auf Seite 19). ++

Samstag

Makrele schimpft - 5. Ausgabe


Wer später stirbt, muss draufzahlen

von Katharina

Meine Freundin Marianne, 65, Krebs im Endstadium, verabschiedete sich am Wochenende, schloß ihre 1-Zimmer-Wohnung (die Miete zahlte die Sozialbehörde) ab und verzog sich heimlich in ein Sterbehospiz in Hamburg. Als sie sich nicht mehr meldete und nicht mehr zu erreichen war, fing ich an zu telefonieren. Am Donnerstag hatte ich Erfolg.

Die Dame am Telefon auf meine Frage, ob ich zu Besuch kommen dürfe:
"Aber gern. Es kommt doch so selten noch Besuch zu unseren Patienten!"

Am Freitag dann, bei meinem Eintreffen, dieselbe Dame:
"Machen sie schnell."
Ich hinauf in Mariannes Zimmer. Sie war kaum noch zu erkennen. Sie starb, hauchte ihr Leben aus, noch während ich sie anzusprechen versuchte.
Ich weinte und rang mit meiner Fassung.

Beim Abschied fragte ich die obige, reizende und sehr bemühte Dame:
"Zahlt die Kasse jetzt ihre Pflege?"
Spontane Antwort:
"Wenn der Patient innerhalb von vier Wochen stirbt, Ja. Sonst muss er draufzahlen!"

Ich biß mir in die Faust, um nicht aufzuschreien.

Wohin sind wir mit unserem Staat, den wir als Gemeinwesen bezeichnen, gekommen??!! Hat Ulla Schmidt, die meint, alles reglementieren zu können und zu müssen, unter dem Beifall der Kassen auch das Herz wegreglementiert? Wo bleibt der öffentliche Aufschrei? Wir haben zwar, Gott sei Dank, ein "Herz für Kinder". Wo aber bleibt das Herz für die Todgeweihten?

Makrele hilft II - 5. Ausgabe


Fußballturnier mit den VcA-Allstars
...und die Makrele ist dabei

von Viva con Agua

30.03.2008:
Viva con Agua lädt zum Fussballtunier zum Anlass der Romero-Tage in der Soccerhalle an der Kieler Straße in Hamburg ein.
Hintergrund:
Am 24. März 1980 wurde der Erzbischof Oscar Romero während eines Gottesdienstes ermordet.
Seine Kritik an den sozialen Bedingungen und den Ungerechtigkeiten in El Salvador sowie die Unterstützung unterdrückter Menschen hatten Oscar Romero zur Zielscheibe derjenigen gemacht, die er kritisierte. Die wenigen, die politische Macht und wirtschaftliche Ressourcen besaßen, verteidigten ihre Interessen mit brutaler Gewalt. Oscar Romero war nur ein Opfer unter vielen.

Die Romero-Tage in Hamburg bestehen aus vielen kulturellen Events, um auf die soziale Ungerechtigkeit in der sogenannten „Dritten Welt“ aufmerksam zu machen. Alle wichtigen Informationen hierzu bekommst du unter:
www.werkstatt3.de/programm/aktuelles/romerotage07.htm

Im Rahmen der Romero Tage veranstaltet Viva con Agua de Sankt Pauli ein Fußballtunier in der Soccerhalle, Kieler Straße 565.
Melde dich und dein Team, bestehend aus 6 Spielern (inkl. Torwart) jetzt an, und sei bei einem unvergesslichen Fußballnachmittag mit dabei. Das Teilnehmerfeld besteht aus vielen hochrangigen Mannschaften, die mit dem ein oder anderen prominenten Spieler bestückt sind. Die Startgebühr von min. 105,00 Euro fließt direkt in unser momentanes Trinkwasserprojekt in Madagaskar. Anmeldungen bitte an: kick@vivaconagua.org.

Die ungeschlagenen Viva con Agua-Allstars freuen sich jetzt schon auf den „Budenzauber“ am 30.03.2008 in Hamburg.
Sebastian Bensmann & Michael Fritz
Viva con Agua de Sankt Pauli

Auch die MAKRELE wird eine Mannschaft stellen und mit voller Kraft versuchen nicht gleich zu Beginn des Turniers rauszufliegen.
Also, liebe Leser, kommt in Schwärmen und feuert Eure MAKRELEn an!

Makrele denkt - 5. Ausgabe

Aber Hallo

von Illya

Einer meiner rss feeds (per E-Mail abonnierbares Internet-Nachrichtenformat) verriet mir, daß eine statistische Untersuchung zu dem Ergebnis kam, daß Frauen mehr masturbieren als Männer. Ein weiterer Artikel erwähnte, daß das Tragen von High Heels für diesen Intimsport etwas durchaus Positives mit sich bringen soll. Witzelnd schrieb ich am späten Abend hierzu eine Mail an eine unserer Autorinnen und zack, hatte ich den folgenden Artikel auf dem Tisch:


Ich und mein Beckenboden

von Kerstin

Wir haben ein inniges Verhältnis und sind seit ca. 16 Jahren per du. Genauer gesagt, entdeckten wir unsere gemeinsame Leidenschaft seit mein mumifizierter Mathematiklehrer versuchte, mir die Sache mit Pythagoras näher zu bringen. Dies wollte nicht recht gelingen und so widmete ich mich tiefer liegenden Studien. Während "a²+b²=c²" durch mein Hirn geisterte, entdeckte ich ein zauberhaftes Zusammenspiel von verborgenen Muskelsträngen. Ich zuckte, einmal, zweimal und ganz viel mal und sogleich kletterte ein wohliges Gefühl kreuz und quer durch mein Lolitaschlüpfer, den ich im 10er Pack bei H&M entwendet hatte. Während ich wissbegierig an die Tafel starrte, durchlief mich ein warmer Schauer wie wenn man sich beim Pipimachen so hübsch entspannt. Für eine Millisekunde verschwammen die Formeln, ich zuckte entrückt und mein Mathelehrer befahl mir, mich zum Schämen in die Ecke zu stellen. Dort stand ich nun, grinste amazonenhaft in mich hinein und war dem Geheimnis des weiblichen Orgasmus ein erhebliches Zucken näher gekommen. Einige Wochen später ließ sich bei meinen Nachhilfestunden das Nützliche mit dem Erregenden auf spielerische Weise verbinden. Seitdem kenne ich nicht nur den Zusammenhang zwischen Kathete und Hypotenuse, sondern auch jenes zwischen täglichem Beckenbodentraining und männlichem Orgasmus. Der kommt nämlich dann ganz flott. „Och, schade,“ meinte ich und "ER" fand, ich wüsste bereits alles, was man fürs Leben bräuchte und er könnte mir nichts mehr beibringen. Ätsch, Pythagoras, du kannst mich mal! Es folgten Jahre intensiver Beckenbodenforschung, die in einem jährlichen Masturbationsprotokoll mündeten, welches nur unter engsten Freundinnen debattiert wurde. Unsere Probandinnen hatten zuvor sämtliche Gemüsesorten hinsichtlich Technik, Haltbarkeit und Effizienz getestet. Die holländische Salatgurke wurde Testsieger und erhielt das Prädikat „Formvollendet.“ Sie war praktisch in jedem elterlichen Kühlschrank zu finden, was bei den Bewertungskriterien eine große Rolle spielte. Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass sich Bio-Gurken nicht bewährt haben. Die Konsistenz macht schlapp und die runzelige Haut erinnert an traumatische FKK-Urlaube mit dem Kegelclub meiner Großeltern an der Ostsee.

Auf der Suche nach dem idealen Beckenbodentrainer, gelangten meine Forschermädels und ich zu der bahnbrechenden Erkenntnis, dass das ganztägige Tragen von High Heels effektive Übungen für den Beckenboden impliziert. Was wir damals schon wussten, wurde nun endlich mit einer Studie belegt: Die italienische Urologin Maria Angela Cerruto von der Universität Verona, stellte fest, dass eine Fußhaltung, wie sie durch Stilettos erzwungen wird, die Kontraktionskräfte der Beckenbodenmuskeln verbessert. Na siehste, dachte ich mir und stakste zu meinem Lieblingsitaliener um die Ecke, der mir ins Ohr hauchte „Bella, dein Beckenboden ist so geil, ich nehm dich auch mit Arthritis.“

Makrele stellt vor I - 5. Ausgabe

Das Ladenportrait

von Julia
Bilder: Olaf Deharde


PANOPTIKUM

Wir stolpern mitten in eine Renovierung. Diese findet immer Ende Januar statt. Die Figuren werden entstaubt, die Inszenierungen repariert, aufgefrischt und vieles mehr.
Ich persönlich erinnere mich noch gut an das Panoptikum mit seiner alten Eingangssituation. “Die Tauben waren immer das Problem. Meine Frau war täglich damit beschäftigt, die Tauben zu verjagen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Umbau und der neuen Glasfront; denn es ist gelungen, trotz Modernisierung den Stil der 50er zu erhalten.”


1. Herr Dr. Färber, Sie sind eigentlich Internist. Stand für Sie, nach dem Tode Ihrer Frau, die sich ja geradezu einmalig für das Panoptikum und für St. Pauli engagiert hat, die Entscheidung für oder gegen das Panoptikum je auf der Kippe? Nein eigentlich nie. Ärzte gibt es viele. Das Panoptikum ist einmalig. Dank meiner Tochter und meiner Nichte werde ich hier auch gut eingeführt. Allerdings nehme ich tatsächlich derzeit eher die Rolle eines Auszubildenden ein.

2. Das Panoptikum kann bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits im Jahr 2004 konnten Sie das 125. Jubiläum feiern. Und immer befand es sich in den Händen Ihrer Familie. Wie sieht für Sie ein persönlicher Rückblick aus?
Mein Urgroßvater hat das Verfahren zur Erstellung von Wachsfiguren in Berlin gelernt. In Hamburg gab es das noch nicht. Nach der Heirat mit der Tochter eines Schießbudenbesitzers vom Spielbudenplatz gab es dann ausreichend Kapital, um hier das erste Panoptikum zu eröffnen. Da sieht man mal wie viel Geld man mit Schießbuden verdienen konnte. (lacht)
3. Gab es in der Geschichte auch Schwierigkeiten? Als in den 20er Jahren die Kinofilme aufkamen, wurde es für die Wachsfigurenkabinette schwierig. Der Film war aktueller und hatte die Informations-Aufgabe über das Aussehen der Personen der Öffentlichkeit übernommen. Doch die Krise war zeitnah überwunden. Schon weil sich die Faszination, auch der künstlerischen Seite der Wachsfiguren, behaupten konnte. Mit dem Engagement meiner Frau hat das Hamburger Panoptikum eine neue Blüte erfahren. Sie hat sich vermehrt um die Aktualität und um die Einbindung der Figuren in Gesamtinszenierungen bemüht.
4. Herr Dr. Färber. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Panoptikums? Daß wir unsere Qualität halten und möglichst aktuell bleiben können, denn im Vergleich zu der Zeit meines Urgroßvaters (damals wenige Wochen) brauchen wir heute 2-3 Monate für die Erstellung einer Figur. Diese Zeit läßt sich schwer verkürzen. Eine Figur kostet zwischen 10.000,- und 15.000,- und ist damit stets eine echte Investition. Dennoch kommen wir gänzlich ohne staatliche Zuschüsse aus. Schön wäre es, wenn die anderen Museumshäuser Hamburgs uns stärker wahrnehmen und integrieren würden. Aber das ist vielleicht nur ein frommer Wunsch.

5. Und nun zu unserer obligatorischen Frage: Wie sieht St. Pauli in 10 Jahren aus, wie wären Ihre persönlichen Visionen? St. Pauli hat sich bereits gemessen an den 80er Jahren sehr positiv entwickelt. Faszinierend ist, wie stark die St. Paulianer mit diesem Stadtteil verwurzelt sind. St. Pauli ist für alle da. Mir liegt zum Beispiel das Cafee mit Herz sehr am Herzen. Wenn Sie da mal in die Schlange blicken, sehen Sie Menschen, die Sie auch überall auf der Straße treffen und damit den sozialen Spiegel. Für die Zeit in 10 Jahren sollte das kulturelle Angebot St. Paulis mannigfaltiger sein. Schön wäre es zum Beispiel, wenn das St. Pauli-Museum einen adäquaten Platz bekäme. Auf jeden Fall gehört zu St. Pauli die Vielfalt. Rotlicht gehört definitiv dazu. Die Schickeria ist dagegen eher eine Gefahr für das Bunte. Es muss entsprechend bezahlbaren Wohnraum und Schulen geben.

Lieber Herr Dr. Färber. Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.